Bislicher Projekte beeindrucken RVR-Chefin

Heimatverein plant Alleestraße und freut sich über Baustart für Badestrand. Webcam liefert Storchennest-Fotos

RP-Bericht vom 09.04.2014 von Klaus Nikolei

Karola Geiß-Netthöfel, die Direktorin des Regionalverbandes Ruhr (RVR) mit Sitz in Essen, war während ihrer fast dreijährigen Dienstzeit schon in zahlreichen Ortschaften der Region zu Gast. Doch an den Besuch in Bislich (2200 Einwohner) wird sie sich bestimmt noch längere Zeit erinnern. Denn was sie in dem Rheindorf zu hören und zu sehen bekam, war schon außergewöhnlich. "Das dörfliche Leben und das Engagement der Menschen hier haben mich sehr beeindruckt", sagte sie gestern im RP-Gespräch.

Bevor die Regionaldirektorin am Nachmittag mit Vertretern des Heimatvereins, Wesels Bürgermeisterin Westkamp und dem SPD-Landtagsabgeordneten Norbert Meesters zu einer Rundfahrt im Schulbus gestartet war (Ziele u.a. Fährkopf, Wildgänse, Dorfplatz, Deich, Ehrenmal, Wanderweg Ellerdonksee), hatte Bürgervereins-Vorsitzender Gerd Hakvoort in einer beeindruckenden Power-Point-Präsentation die wichtigsten Projekte des Vereins und dessen Geschichte vorgestellt.

im Storchennest Aktuell wird die Heimatvereins-Homepage (www.bislich.de) täglich 200 Mal angeklickt. Diese Zahl wird ab Freitag sicher in die Höhe schnellen. Ab dem Nachmittag liefert dann eine Webcam im Minutentakt Bilder aus dem Storchennest am Kirchgarten.

Kock Am Tag des Museums (18. Mai) soll die in den vergangenen Monaten umgebaute Schmiede Kock im Bereich Marwick offiziell eröffnet werden. Bekanntlich haben ehrenamtliche Kräfte des Heimatvereins den mehr als 200 Jahre alten Backsteinbau aufwendig saniert.

Entweder am 1. oder aber am 15. Juli soll der Badestrand im Bereich Drögenkamp in Betrieb gehen, auf den man in Bislich seit mehr als 30 Jahren gewartet hat. In den nächsten Tagen soll der Heimatverein als Träger mit den Bauarbeiten beginnen. Mitte bis Ende Mai steht das Richtfest an.

Auf einem Teilstück der 1966 stillgelegten Straßenbahnstrecke Wesel-Rees plant der Heimatverein eine Alleestraße, die den Ellerdonksee mit dem Dorf verbindet. Der erste, gut 400 Meter lange Bauabschnitt, soll in diesem Jahr fertig werden. Die Schützenkönige sollen Baumpaten werden.

In der nächsten Woche soll die zwölf Kilometer lange Storchenroute, die zu den vier mittlerweile belegten Storchennestern im Ort führt, komplett fertig sein – inklusive Wegemarkierung.

Sobald die Umbauarbeiten im Heimatmuseum abgeschlossen sind, soll ein Info-Terminal Besuchern alle wichtigen Daten und Fakten über Bislich liefern.

RVR-Direktorin Karola Geiß-Netthöfel (2.v.l.) genoss gestern bei ihrem Besuch in Bislich frisches Weißbrot, das erfahrene Männer des Heimatvereins aus dem Steinbackofen zogen. FOTO: Ekkehart Malz

Mit einem Klick ins Bislicher Storchennest

NRZ-Bericht vom 09.04.2014 von Petra Herzog

Bislich will weiter Wesels Top-Adresse bleiben. Der Heimatverein schmiedet an Plänen. Storchenroute, Königsallee und eine alte Schmiede werden bald eröffnet

Der kräftige Wind macht dem Storch zu schaffen. Und so landet er erst inmitten von Schafen und Gänsen, bevor er erneut ansetzt, um das nördlichste Bislicher Nest anzufliegen. Auch das gelingt nicht auf Anhieb, am Ende gibt es aber doch noch eine Punktlandung.

Bislich - das Storchendorf. Die Bislicherin Dorothea Köhne freut sich darüber. Zusammen mit Hund Peppers dreht sie täglich hier ihre Runden und setzt sich manchmal auf eine Bank im Kirchengarten, um die langbeinigen weißen Vögel in ihrem Nest an der Kirchenwoy zu beobachten.

Wer über den Deich fährt, wird in diesen Tagen quasi von Störchen begleitet. Dies möchten die Bislicher nutzen und schon bald eine Storchenroute eröffnen - etwa zwölf Kilometer lang, vorbei an sieben Nestern, die der Heimatverein Bislich aufgestellt hat. Nur die Markierung fehlt noch, sagt Vorsitzender Gerd Hakvoort und weist auf eine weitere Besonderheit hin: Am Freitag wird die Storchenwebcam offiziell vorgestellt. Sie läuft aber bereits, so dass die Vögel an der Kirchenwoy im Minutenrhythmus beobachtet werden können (www.bislich.de - „Störche 2014“ anklicken und dann auf „Webcam“ gehen).

Dieses und noch viel mehr erfuhr Karola Geiß-Netthöfel, Regionaldirektorin beim Regionalverband Ruhr (RVR), gestern aus erster Hand. Nach einem Besuch im Herbst, als es um die Deichverlegung bei Vahnum ging (wir berichteten) zog es sie wieder an den Niederrhein, nun zum Heimatverein. Der hat seit seiner Gründung Mitte der 70er Jahre viel für das Dorf am Deich getan und tut es immer noch.

„Bislich zählt zu den Top-Adressen im Stadtgebiet“, sagt Hakvoort nicht ohne Stolz und zählt all das auf, was momentan ansteht. Neben der Neugestaltung der Nebenrinne für die Fähre „Keer tröch II“ ist dies beispielsweise die Fertigstellung der Schulbus-Garage und die Erweiterung des Angebotes an der Warengenossenschaft. Dort soll fortan samstags immer ein Fischwagen stehen. Für Mitte Mai ist das Richtfest an den Gebäuden des neuen Bislicher Badestrands terminiert, im Juli dann die Eröffnung des Abschnitts.

Am Sonntag, 18. Mai, dem Internationalen Museumstag, öffnen die Bislicher erstmals die wiederhergestellte Schmiede Kock am Deich. Sie ist kaum größer als eine Garage, bietet aber noch das Originalwerkzeug von einst. Auch die Bepflanzung des Ehrenmals, das renoviert wurde, und die Gestaltung um den Lindenbaum auf dem Pastor-Kühnen-Platz stehen noch auf dem Programm.

Der Ortskern soll zudem mit dem Ellerdonksee durch eine Allee verbunden werden. 300 Meter sind zunächst vorgesehen, die Verlängerung ist bereits eingeplant. Jeder Baum soll eine Plakette mit dem Namen des Schützenkönigs erhalten, so dass hier quasi eine Königsallee entsteht. Ein Info-Terminal im Museumseingang wird das touristische Angebot komplettieren, genauso wie eine Info-Broschüre, die Ferienwohnungen, Gaststätten und vieles mehr in Bislich enthält. Naturverträglicher Tourismus ist das Ziel. Die Storchenroute wird dazu beitragen, und die Webcam ganz sicher die im Durchschnitt 200 täglichen Klicks um ein Vielfaches erhöhen.

Information
Ein Dorf und der Tourismus

Als Kontaktpflege bezeichnete Gerd Hakvoort den Besuch der Regionaldirektorin, der das Engagement der Bislicher zu gefallen schien. Nicht nur ein touristischer Höhepunkt ist den Aktiven zu verdanken. Neben der Personenfähre, die seit 1991 wieder zwischen Bislich und Beek pendelt, sind etwa das Heimat-, das Rhein-Deich- und das Ziegeleimuseum zu nennen.

Wie überall auf dem Land sinkt die Einwohnerzahl. Momentan leben rund 2200 Menschen in Bislich. Durch das neue Baugebiet könnten es ein paar mehr werden. Einen Käufer gibt es bereits, heißt es.

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