Cornelius Hatzvelt 1629-1645
In dieser, von den Glaubenswirren der Reformation noch immer erschütternden Zeit kam Cornelius Hatzvelt im Jahre 1610 als junger Vikar zum Xantener Domkapitel.
Er war noch Studierender und bettelarm. Nach seiner Priesterweihe (1612) blieb er zunächst in Xanten, bediente aber aushilfsweise die Pfarrstelle in Ginderich, ohne jedoch zum Pfarrer ernannt zu werden und damit feste Einkünfte zu erhalten.
Nach 5 Jahren Dienst in Ginderich ist Hatzvelt immer noch nicht Pfarrer, obwohl er sich wiederholt beim Xantener Kapitel um eine Anstellung bemüht hat. Dieses ernannte vielmehr einen anderen Geistlichen zum Pfarrer in Ginderich.
Für die Verweigerung der Anstellung hatte das Kapitel sicher ernste Gründe, und andererseits hatte Hatzvelt großes Interesse, seine Zukunft zu sichern, denn es stand mit ihm nicht gut!
Am 16. April 1618 zeigt der Dechant dem Kapitel an, dass Hatzvelt mit einer "Beischläferin" lebe und Anderen dadurch zum Ärgernis gereiche. Das Kapitel beschließt, den Hatzvelt nach Xanten zu berufen und nach Gebühr zu bestrafen. Es scheint aber nichts Durchgreifendes geschehen zu sein. Hatzvelt glaubt, ein Anrecht auf die Pfarre Ginderich zu haben.
Er erscheint an dem Tage, an dem der an seiner Stelle gewählte neuer Pfarrer in Ginderich eingeführt wird, daselbst in der Kirche und droht ihm mit heftigen Worten:" Wenn er (der neue Pfarrer) oder ein anderer die Kanzel betreten würde, bevor er (Hatzvelt) 100 Taler für seine in Ginderich geleistete Arbeit erhalten habe, würde er ihm das Herz im Leib abstechen!"
Raue Sitten damals!
Nachdem sich Hatzvelt vergeblich bei der weltlichen Behörden um die Pfarrstelle in Ginderich bemüht hat, verschwindet er aus der Pfarrei. Im Jahre 1619 erscheint er als Vicarius in Veen, wo er sein liebefreudiges Leben unentwegt fortsetzt.
Am 15. März 1623 klagt sein Dechant beim Kapitel in Xanten, dass Cornelius Hatzvelt "schon zum dritten Male verschiedene Frauenpersonen angeschwängert und jetzt noch in seinem Hause eine Wöchnerin liegen habe."
Nochmals, am 5. Oktober 1624 bittet er "um Gottes Willen" um Absolution und verspricht Besserung. Der Dechant aber hält ihm vor, das er bisher mit seiner Obrigkeit Spott getrieben und die "Beischläferin noch nicht entfernt habe".
Das Kapitel lege ihm auf, ein Vierteljahr lang der erste und letzte im Chor zu sein. Hierauf erhält er kniend Absolution!
Wer aber kann gegen sein eigenes Fleisch? Bereits am 12. März 1627 kommen erneut Klagen des Dechanten beim Xantener Kapitel, dass Cornelius Hatzvelt wegen unterschiedlicher Skandale oftmals gütlich ermahnt, trotzdem jetzt wieder zum vierten Male seine Konkubine geschwängert und in vielen Sachen sich unpriesterlich verhalte, worauf er am 26. März von seiner Vikarie abgesetzt wurde.
Im Oktober 1627 beschwerte sich der Kanoniker Kasper von Bürvenich beim Pfalzgrafen über den abgesetzten Vikar: "Dieser habe ihn auf offener Straße angefallen, ihm unter Zusammenlauf der ganzen Nachbarschaft als einen Schelmen, der unwürdig sei, dass ihn die Erde trage, gescholten, sei ihm mit einem Stock zu Leibe gedrungen und habe ihn tatsächlich geschlagen und trotz seiner Klagen darüber im Kapitel habe es sich beinahe ergeben, dass Hatzvelt wieder in seine vorige Stelle gekommen wäre."
Hatzvelt wendet sich nun an den Pfalzgrafen und bittet ihn, ihm wieder zu seiner Vikarie zu verhelfen, er erreicht dieses Ziel aber nicht. Vielmehr erhält das Kapitel am 5. Dezember 1627 ein lobendes Anerkennungsschreiben des Pfalzgrafen wegen der Bestrafung des Hatzvelt.
Überraschungsweise wird Cornelius Hatzvelt am 6. Oktober 1629 sofort nach dem Tode des Bislicher Pfarrers Samson Nikolai vom Propst in Xanten zum Pfarrer von Bislich ernannt. Er gerät jedoch nicht völlig unter die Aufsicht der sicherlich auch damals schon strengen Bislicher Sittenrichter, sondern wird verpflichtet, im Xantener Stift seine Wohnung zu nehmen.
In Bislich scheint die Zeit der weltlichen Freuden für ihn vorbei zu sein. Er wird ein beliebter Pfarrer. Zweimal wird er vertrieben. Am 7. März 1630 wird er von dem Weseler Prediger Rappard und einem Haufen von Calvinister aus Wesel und holländischen Soldaten verjagt. Die Kirche wird beschlagnahmt und verwüstet. Am 28. April 1630 kommt Hatzvelt wieder nach Bislich und hält in der Kirche Gottesdienst. Wieder erscheint Rappard mit Kriegsvolk und nimmt ihm die Kirchenschlüssel ab. Im Jahre 1631 wird die Kirche endgültig dem Kath. Pfarrer zurückgegeben.
1635 erkrankte Hatzvelt an der Pest. Er überlebte die Seuche. Er stirbt von seinen Pfarrkinder sehr betrauert im Jahre 1645. Wie viel seelsorglich Gutes mag er getan haben?
Ob Cornelius Hatzvelt als Pfarrer von Bislich aus eigenem Antrieb, wegen steigenden Alters oder aber durch das Vorbild seiner "tugendhaften" Bislicher Pfarrkinder seinen fleischlichen Gelüsten entsagte und sein Leben zum Guten wendete, ist nicht überliefert.