Regen tötet Jungstörche

Wesel.   Elterntiere in Bislich konnten ihren vierköpfigen Nachwuchs nicht vor der Witterung schützen. Fachmann Hans Glader vermutet, dass viele Jungstörche der Region eingegangen sind. Auch Wiesenvögel haben Probleme

Da war die Storchenwelt noch in Ordnung: Nestbau in Bislich,hier Anfang April.Foto: Gerd Hermann

Ernüchterung und Traurigkeit in Bislich: Erstmals gab es in diesem Jahr per Webcam die Chance, den Störchen ins Kinderzimmer zu schauen. Doch die vier letzten Jungtiere haben das nass-kalte Wetter der vergangenen Tage nicht überlebt, eines war bereits am 3. Mai eingegangen. Der Heimatverein hat die Live-Übertragung per Webcam gestoppt. „Das ist jetzt kein schönes Bild“, sagt Kornel Schmitz. Zahlreiche Storchenfans haben die Entwicklung vom 11. April an, als die Webcam ans Netz ging, beobachtet.Storche brüten nur einmal im Jahr - für einen weiteren Anlauf wäre es schon zu spät. Die Jungen würden nicht rechtzeitig flügge, um im Herbst mit den anderen zu ziehen. „Das ist Natur“, sagt Hans Glader von der Biologischen Station. „Man kann davon ausgehen, dass alle älteren Jungstorche möglicherweise tot sind“, erläutert der Fachmann, „nicht nur die an der Kirchenwoy“.

Schutz der Eltern

Warum gerade die älteren gefährdet sind? „In den ersten drei bis vier Wochen werden die Jungstörche gehudert: Das Alttier breitet die Flügel aus, schützt es vor Kälte und Nässe.“ Nach dieser Zeit gibt es den elterlichen Schutz vor der Witterung nicht mehr, „dann müssen die Jungen selbst zurecht kommen“. Das, so ist zu befürchten, haben nicht nur die vier Jungtiere an der Kirchenwoy nicht geschafft.

Doch selbst, wenn die Eltern die Kleinen noch abgeschirmt hätten – nicht immer reicht der Schutz aus: Storche benutzen auch Plastikteile, um ihr Nest zu bauen. Und weil sie jedes Jahr mehr Material einbauen, verfestigt sich der Boden. Die Nässe fließt nicht ab.

Auch andere Vögel haben Probleme mit der Witterung. Kiebitz und Uferschnepfen beispielsweise. „Das bekommen wir nur nicht so mit. Die Jungtiere sterben und werden gefressen“, sagt Glader. Außerdem ist kaum ein Vogel mit so vielen Emotionen verbunden wie der Weißstorch. „Er gilt als Glücksvogel, auch in Mittel- und Südeuropa. Das ist schon in der Bibel so.“ Kornel Schmitz vom Heimatverein ist auch traurig. „Aber das müssen wir aushalten, es ist die Natur.“

Weil es in diesem Jahr im Storchennest nichts Spannendes mehr zu beobachten gibt – die Storchencam hat weit mehr als 300 000 Klicks gehabt – soll die Kamera in diesem Jahr zunächst das Dorf zeigen. Was genau, darüber will der Verein noch diskutieren. 2014 ist, anders als 2013, kein gutes Storchenjahr.

Immerhin: „Am Sonntag war ich noch am Forellenstübchen. Zwei oder drei der Jungen leben mindestens noch“, so Glader.

Susanne Zimmermann

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