Reizvolle Storchenroute
Die NRZ stellt Touren für Wanderer, Jogger und Walker vor. Teil I: Entlang der Bislicher Nester
Es ist schon Leben in einigen der sieben Storchennester – da wird die Liebste umworben mit allem, was ein Storch so zu bieten hat. Bislich hofft auf Storchennachwuchs - und teilt seine beliebteste Sehenswürdigkeit gern mit Besuchern. Wer die Augen aufhält, sieht außerdem Gänse, Fasane, manchmal sogar den scheuen Silberreiher, der anders als sein Name verheißt schneeweiß ist. In jedem Fall gibt es Schafe, Lämmer, Pferde, Kühe und jede Menge Landschaft zu gucken.
Zwölf Kilometer lang ist die Storchenroute und sorgfältig ausgeschildert, und zwar als Rad- und Wanderweg. Dabei eignet sich die Strecke hervorragend zum Walken. Jogger schätzen sie, obwohl sie asphaltiert ist, und was für sie ein Nachteil, kann für Rollstuhlfahrer von Vorteil sein. Sie müssen allerdings das Gefälle zum Deich hinauf überwinden, andere Hindernisse lassen sich mit wenig Aufwand umfahren. Skater bleiben am besten auf dem Deich - der ist in voller Länge ein gut asphaltiertes Paradies und bietet freien Blick auf mehrere Storchennester.
Los geht’s am besten am Dorfplatz in Bislich, wo es 40 Parkplätze gibt, oder auch am Fähranleger der „Keer Tröch“, Fahrrad- und Personenfähre, die von Palmsonntag bis Ende Oktober nach Xanten übersetzt. Im Dorf, hinter der Kirche St. Johannes, findet sich das erste bewohnte Storchennest der Tour, das an der Kirchenwoy. Gern verweist der Heimatverein auf den liebevoll gepflegten Kirchgarten mit seinen Bänken, die einen guten Blick auf das Treiben der schönen Vögel und im günstigsten Fall auf ihre Kinderstube bietet.
Weiter führt die Route den Deich entlang bis zur Kreuzung mit der L480 und an der Pieta vorbei, die den Ort markiert, an dem die Alliierten den Rhein überquerten. Auf dem Deich geht es weiter zum zweiten, ebenfalls besiedelten Nest „Hubertushäuschen“ - wer einen kleinen Umweg in Kauf nimmt, wendet sich zum Fährkopf und nutzt den alten Postdeich mit seiner mehr als 250-jährigen Geschichte und dem spektakulären Rheinblick. Die Storchenroute führt weiter zum bewohnten Nest am ehemaligen Forellenstübchen, dann entlang der Trasse der alten Straßenbahn zum Ellerdonksee, ein Baggersee. Ein neuer Weg ist hier frisch angelegt worden, Seeblick, Bänke und Tische inklusive. Auf der weiteren Strecke geht es durch die Apfelplantage des Neuhollandshofs - nur gucken, nicht anfassen. Rollis können sie entlang der K7 umfahren und zum Nest auf dem Hof gelangen. Die Route führt zurück auf den Deich bei Vahnum und zum Kieshafen. Schon ist man wieder bei den Störchen an der Kirchenwoy
Gastronomie und mehr am Wegesrand
Nicht nur für Naturliebhaber ist die Storchenroute ein reizvolles Ziel: Am Wegesrand gibt es einiges zu entdecken, zudem lädt Gastronomie zur Pause ein. Wer sich für die Geschichte Bislichs interessiert, die eng verknüpft mit der Geschichte der ländlichen Gemeinden am Niederrhein ist, sollte das mehrfach ausgezeichnete Museum besuchen, das genau genommen drei Museen beherbergt: das Heimatmuseum, das Rhein-Deich-Museum und das Ziegelmuseum, das viel über alte Handwerkskunst verrät. Die Museen sind auch für Kinder ansprechend gestaltet. Von April bis Oktober ist es sonntags, 10 bis 14 Uhr und mittwochs, 14 bis 16 Uhr geöffnet, November bis März sonntags 14 bis 16 Uhr, für Gruppen nach Absprache.
Blick über den Rhein
Wer den Weg über den Deich wählt, kommt am Bauerncafé Hellenhof vorbei, Ziel zahlreicher Besucher, nicht zuletzt wegen der Torten der Heiligers, die sich als Tipp herumgesprochen haben. Der Biergarten ist mit dem Rollstuhl erreichbar. Wer den kleinen Umweg über den Alten Postdeich wählt, ihn nutzten preußische Postreiter, kann Station am Restaurant Fährhaus machen und den freien Blick auf den Rhein genießen. Von hier aus ist ein Abstecher nach Xanten möglich - die Fähre Keer Tröch II, vom Heimatverein Bislich betrieben, setzt Fußgänger und Radfahrer über den Rhein, die Spitzen des Xantener Doms sind weithin zu sehen.
Der Neuhollandshof der Familie Clostermann bietet eine attraktive Möglichkeit, an der Storchenroute eine Pause einzulegen: Im Hofladen biologisch angebaute Äpfel, Gemüse, Käse, daraus hergestellte Produkte und anderes zu kaufen, danach dem Teehaus einen Besuch abzustatten oder das Gelände zu erkunden.
Entlang des Deichs informieren große Tafeln über Geschichte und Natur die Besucher. Und wer am Ende der Tour zurück im Dorf angekommen ist, findet dort in der Gastronomie verschiedene Möglichkeiten, sich für den Ausflug zu belohnen, bevor es wieder heim geht - Kaffee, Eis oder ein Bierchen in eine der Gaststätten oder der Pommesbude.
Von Susanne Zimmermann
Foto: Markus Joosten