RP Bericht vom 04.06.2011

Wesel

Feinsand statt Sandstrand von
 
VON THOMAS HESSE
Wesel (RP) Bislich: 1970 gab es einen ersten Vertrag, am späteren Ellerdonksee baden zu dürfen. Jahrzehnte danach folgen immer noch Seifenblasen: NFN ist mit seinen bunten Plänen am Ende. Sand für den Strand gilt plötzlich als Gefahr.

Peter Ditges und Beate Böckels von Auskieser Suhrborg zeigten noch im November 2010: So schön wird es am Badestrand des Ellerdonksees. Mitte 2011 sollte es heißen: "Schwimmen frei". Doch nun ist von einem neuen Standort für den Strand die Rede – und von einem neuen Verfahren. foto: archiv
 
In Bislich rauft man sich die Haare. Die Bewohner des Deichdorfs, die kürzlich wieder bei der großen Vereinsversammlung Optimismus in Sachen Entwicklung eingeübt haben, müssen noch länger auf den ersehnten Badestrand warten. Eine ebenso groteske wie unendliche Geschichte der Enttäuschungen. Denn schon 1970 gab es einen ersten Vertrag, am späteren Ellerdonksee baden zu dürfen. Dann trat vor acht Jahren NFN – Natur- und Freizeitverbund Niederrhein – mit dem Seenverbund Bislich/Rees/Diersfordt auf den Plan. Der Badestrand wurde beständig als selbstverständliche Guttat für die Bislicher verkauft und für 2011 angekündigt. Das Datum ist definitiv nicht zu halten.
Nun hieß es kürzlich unerläutert, es gebe Probleme mit der Stabilität des Ufers. Ein Gutachten soll das aussagen. Außerdem ist NFN am Ende, nach Rees hat am Mittwoch Hamminkeln die Kündigung beschlossen. In Wesel setzt sich nach der SPD die FDP ab (siehe Info). NFN hat außer Plänen und Ankündigungen nur ein paar Projektchen für die Galerie hinbekommen. Die Stadt hat jahrelang auch nicht die erste Garde der Stadtentwicklung – ähnlich wie beim Hafen – mit dem Thema befasst. Fakt ist: Die Seenlandschaft ist in Zeiten klammer Kassen zu teuer und zu ungewiss.
Nun der abgesagte Strand-Sand: Der Grund wurde bisher nicht genannt. Auskieser Suhrborg soll schlicht unverkäufliche feine Sande angespült haben. Die sollen nach Unglücksfällen und nach einem Gutachten als zu gefährlich für Wasserfreunde eingestuft sein. Folge: Ellerdonksee ade, für einen Alternativstandort muss ein neues Bebauungsverfahren eingeleitet werden. Und das dauert.
Suhrborg hält sich auf Anfrage bedeckt. Alles sei im Verfahren, man könne jetzt nichts sagen. Bei der Stadt ist der zuständige Sachbearbeiter im Urlaub. Hätte man wissen müssen, dass das falsche Material frühere Versprechungen für einen Badestrand zunichtemacht? Kürzliche Unglücksfälle an zwei Seen scheinen ein Umdenken in Sachen Sand und Sicherheit bewirkt zu haben. Allerdings geht es in Bislich nicht um große touristische Bauten, sondern um eine Badestelle. Nun wird ein Zugang zum Badegewässer gesucht wird, dessen Ufer stabil ist und auf gewachsenem Boden einen Sandstrand bekommen kann. Möglich, dass die von Auskiesungen eingekreisten Bislicher ein paar hundert Meter entfernt ihren Traum vom Badesee verwirklicht bekommen. Klar ist das noch nicht.
Michael Klessa, Fachbereichsleiter der Stadtplaner, erläutert: "Ein Gutachten für das Strandprojekt ist Sache des Vorhabenträgers. Die Stadt schafft das Baurecht. Für einen neuen Badestrand braucht es ein Bebauungsplanverfahren. Ein Alternativstandort ist jetzt nötig, der sich auf den Ellerdonksee bezieht. Er ist noch nicht beantragt. Die Zeitschiene ist nicht absehbar." Ein bis eineinhalb Jahre könne ein Baurechtsverfahren dauern. Kürzer wäre es dann, wenn einige schon geklärte Punkte verwendbar wären.

 

 

INFO

NFN ohne Nutzen
 
Fazit "NFN hat ein Strukturkonzept erarbeitet und kann aufgelöst werden. Die Projektvorschläge können planungsrechtlich berücksichtigt werden." Das sagte FDP-Chef Friedrich Eifert nach dem Besuch der NFN-Geschäftsführer Heiner Langhoff und Norbert Terfurth in der Fraktion.
 
Kritik "NFN reduziert sich auf ein Diskussionsforum von Industrie, Naturverbänden, Heimatvereinen, Stadt und Kreis. Vor der Tür liegende Potenziale werden mittel- bis langfristig nicht genutzt."