25 Bewohner freuen sich über mehr Freiheit

Für 1,1 Millionen Euro wurde die ehemalige Arztvilla in Bislich barrierefrei umgebaut und um einem schmucken Anbau erweitert. Nun hat jeder der Menschen mit Behinderung sein eigenes Einzelzimmer

Markus Joosten

Bei der symbolischen Schlüsselübergabe (von links): Wilfried Ziegler, Waltraud Schmidt-Jungnitsch, Josef Devers als Stellvertretender Landrat, Einrichtungsleiterin Elke Fuchs, Architekt Reiner Jungnitsch, Bürgermeisterin Ulrike Westkamp und Wolf Ambauer, der Vorsitzende der Weseler Elternselbsthilfe für Menschen mit Behinderung.

Wesel. Jetzt hat jeder sein eigenes Reich. Und was für eins! Die 25 Menschen mit Behinderung, die in der ehemaligen Arztvilla an der Schifferstraße in Bislich leben, freuten sich gestern gemeinsam mit den 32 Mitarbeitern und zahlreichen Gästen, dass ihr schmuckes, komplett renoviertes und mit einem neuen Anbau erweitertes Zuhause nun fertig ist. Das wurde mit einer großen Einweihungsfeier gewürdigt.

Vor fünf Jahren begannen die Planungen der Erweiterung. Am 30. Oktober 2015 folgte dann der erste Spatenstich für das 1,1 Millionen Euro teure Vorhaben – der Neubau kostete 710 000 Euro, die Renovierung des Altbaus 400 000 Euro. Die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW sowie die Aktion Mensch unterstützen die umfangreichen Baumaßnahmen, die Architekt Reiner Jungnitsch aus Xanten betreute, mit insgesamt 222 600 Euro. „Es ist wunderschön geworden, wir sind sehr zufrieden“, freut sich Einrichtungsleiterin Elke Fuchs, der aber auch eine gewisse Erleichterung anzumerken ist: „Endlich haben wir die Möglichkeit, den Alltag wieder einkehren zu lassen, der uns fast zwei Jahre verlassen hatte.“ Sie spielt darauf an, dass es eine erhebliche Belastung für Bewohner und Mitarbeiter war, die Bauarbeiten bei laufendem Betrieb durchzuführen.

Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen: Dem Architekten ist es gelungen, historische Gegebenheiten der alten Villa mit hochmodernen Elementen zu verbinden. Eine Besonderheit ist die höhenverstellbare Badewanne in einem extragroßen Pflegebad. „Ich habe sie mit Absicht falsch herum einbauen lassen, so dass man jetzt aus der Wanne einen wunderschönen Blick in die Natur hat“, erläutert Leiterin Fuchs.

Nach dem kirchlichen Segen von Pfarrer Gerd Baumann und Pastor Wilfried Junge ergreift Wolf Ambauer, Vorsitzender der Weseler Elternselbsthilfe für Menschen mit Behinderung, das Wort: „Ziele waren, die Wohnqualität zu steigern, so dass jeder sein eigenes Zimmer und neue Bäder bekommt – und die Barrierefreiheit.“ So seien der Bestand der Einrichtung und zudem die Arbeitsplätze der Mitarbeiter gesichert.

Bürgermeisterin Ulrike Westkamp freut sich über „beste Voraussetzungen“, die die Bislicher Wohngemeinschaft nun biete. „Soviel Selbstständigkeit wie möglich bei soviel Unterstützung wie nötig“, dieses Credo lobt Westkamp ausdrücklich. „Sie haben hier ein nachhaltiges, beispielloses Wohnprojekt geschaffen.“ Und Josef Devers, Stellvertreter des Landrats, ergänzt, ein Stück mehr Selbstständigkeit bedeute zugleich auch mehr Freiheit.

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