Besonderer Fund für Flaschenpost-Sammler

Spezielles Hobby: Nachricht einer Achtjährigen begeistert ein Bislicher Rentnerehepaar, das schon viele Flaschen aus dem Rhein gefischt hat.

VON NIELS EBLING

wesel Wenn der Rhein mal wieder über die Ufer tritt, warten Josef Himmel und seine Frau Luise Himmel-Fehmers ungeduldig darauf, dass sich das Wasser zurückzieht. Denn dann finde man am Spülsaum die unterschiedlichsten Dinge, erzählen sie. „Das Interessanteste“, sagt Josef Himmel, „ist die Flaschenpost.“ So machte sich das Bislicher Rentnerehepaar auch kurz nach Neujahr auf zum Rhein unweit ihres Wohnhauses. Am südlichen Bogen der Runden Woy fiel Josef Himmel eine kleine Flasche aus Kunststoff ins Auge. Sie enthielt die Nachricht eines achtjährigen Kindes aus Bonn. Zu Wasser gelassen hatte sie Ella Scharlotte Kahrwath am 29. Juni 2012, also rund ein halbes Jahr zuvor.

„Sonst findet immer meine Frau die Post“, erzählt Josef Himmel. Dass es dieses Mal anders war, ist nur eine Randnotiz. Denn was den Fund für die pensionierten Lehrer so besonders macht, ist vielmehr der Inhalt des Briefes. An Ort und Stelle holten sie den säuberlich zusammengefalteten Zettel aus der Flasche. „Das machen wir jedes Mal so. Die Spannung ist einfach zu groß“, so Josef Himmel. Wie gebannt las er seiner Frau die Botschaft vor. „Es war wirklich sehr beeindruckend. Die Sprache und die Schrift verrieten uns, dass es sich bei dem Absender um ein Kind handelt. Das, was es schrieb, war aber alles andere als kindisch“, meint der ehemalige Grundschullehrer. „Gute Wünsche zum neuen Jahr“, überschreibt er den Brief. In dem wendet sich die Bonner Grundschülerin an den Empfänger und fordert ihn auf, doch ein wenig auf die Umwelt und die Tiere zu achten und auch anderen davon zu erzählen (Originaltext siehe Bildunterschrift).

In der Regel nehmen die beiden passionierten Flaschenpostsammler keinen Kontakt zum Absender auf. Doch die engagierte Art des Kindes lies sie nicht los. Glücklicherweise hatte die Achtjährige ihre Adresse und Telefonnummer auf dem Zettel hinterlassen. Noch am Fundtag telefonierte Luise Himmel-Fehmer nach Bonn. Ohne Erfolg. Es meldete sich nur ein Anrufbeantworter. Erst einige Tage später kam der Rückruf. Ella Scharlotte habe sich sehr gefreut, berichtet Josef Himmel. Er und seine Frau schickten dem Mädchen anschließend eine Kopie des Briefes mit genauem Fundort und -datum und einigen persönlichen Worten. „Wir haben sie gelobt und ermuntert, mit dem Flaschenpostschreiben weiterzumachen.“

Auch sie werden weitermachen. Mit der Suche. Seit über 40 Jahren betreiben sie das spezielle Hobby. Die Ausbeute kann sich sehen lassen. Über 100 an Land gespülte Nachrichten haben sie bereits gefunden. Die von Ella Scharlotte werden sie wohl nie vergessen.

Der Inhalt der Nachricht im Original: „Lieber unbekannter der diesen Brief fiendet der soll an die Weld denken. Die Weld ist nemlich in Gefar. Schütze bitte die Tiere das Wasser und die Flanzen. Wenn du die Hende weschst oder Badest dan nicht soh lange das Wasser Laufen lassen das were sehr nett. Und reiße nicht soh viele Flanzen raus. Und töte bitte keine Tiere. alles was ich hier schreibe solst du weitter erzellen und die sollen es auch weiter erzellen und immer soh weiter und ferschwende keinen Strohm.“

Am Spülsaum südlich der Runden Woy bei Bislich finden Luise Himmel-Fehmers und ihr Mann Josef Himmel öfter Flaschenpost. rp-foto: jürgen bosmann

 

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