Clostermann: Bio-Äpfel sind der Renner
Der Familienbetrieb aus Bislich setzt seit über 20 Jahren auf Bio-Produkte. „Bio hat sich bewährt“, sagt Rolf Clostermann. Der Experte erklärt auch, warum Äpfel nun Sonnenbrand kriegen und welche Sorte typisch für den Niederrhein ist.
Foto links. Thea und Rolf Clostermann besetzen die Nische „Bio“. Zu kaufen gibt es hier Vieles rund um den Apfel. Typisch für die Region ist der rote Boskoop.
RP Foto Fischer
WESEL Es ist Erntezeit - Hochbetrieb auf der Apfelplantage Clostermann. Der Besucher bekommt von dem Trubel aber fast gar nichts mit. Denn man findet sich auf dem beeindruckenden Grundstück kaum zurecht. Rund 20 Hektar umfasst das Areal des Familienbetriebes in Bislich schließlich, der mittlerweile von Rolf und Thea Clostermann geführt wird. 20 Mitarbeiter sind in diesen Wochen auf dem Hof damit beschäftigt, das frische Obst ins Trockene zu bringen. „Hier wird alles noch von Hand gemacht“, sagt Rolf Clostermann.
Die erste schriftliche Bemerkung über den „Hollandshof“ findet sich bereits im 13. Jahrhundert. Seit 1927 hat man sich auf dem „Neuhollandshof“ auf den Obstanbau spezialisiert. Im Jahr 1982 wurde zum ersten Mal Bio angebaut. Seit 1993 gibt’s nur noch Bio-Produkte bei Clostermann. „Rolf war damals seiner Zeit voraus“, sagt Ehefrau Thea. „Mein Vater starb vor fünf Jahren. Er war bis zum Schluss skeptisch, ob es richtig war, sich komplett auf Bio-Produkte zu spezialisieren. Aus heutiger Sicht muss man aber sagen, dass die Entscheidung richtig war. Bio hat sich bewährt“, sagt Rolf Clostermann.
Dies ist aber nicht die einzige Innovation, die das Ehepaar auf dem Hof eingeführt hat. Aus den etwa 4000 Rosen auf dem Grundstück wird seit einigen Jahren Apfelrosensekt gemacht. Daraus ist ein echter Kassenschlager geworden. Die verschiedenen Produkte werden mittlerweile in der Gastronomie sowie in Bio-Läden in ganz Deutschland verkauft. Der „Apleretif“ ist in der jüngeren Vergangenheit sogar mit dem „Goldenen Apfel“ ausgezeichnet worden. „Wir haben mit diesem alkoholfreien Erfrischungsgetränk eine echte Marktlücke besetzt“, sagt Rolf Clostermann.
Darüber hinaus kann man auf dem Neuhollandshof aber vor allem eins kaufen: Äpfel. Und da ist die Auswahl riesig. „Sehr gut geht aktuell die Sorte ,Santana’, weil sie sehr säurebetont und trotzdem auch für Apfelallergiker zum Verzehr geeignet ist. Auch der, Topaz’ ist sehr beliebt“, erklärt Rolf Clostermann. Auf die Frage, welcher Apfel typisch für den Niederrhein sei, hat er eine klare Antwort: „Der ,Rote Boskoop’! Er hat so eine raue Schale und ein tolles Aroma – das passt zum Niederrhein. Er wird gerne als Bratapfel verwendet.“ In diesem Jahr gibt’s ihn aber wohl nur recht selten. „Die Ernte des Apfels fällt diesmal nicht so üppig aus“, sagt Clostermann.
Das gilt für die gesamte Ernte in Europa. Hauptgrund ist eine Trockenperiode im Mai. Ohnehin wirkt sich der Klimawandel immer stärker aus. „Mittlerweile bekommen unsere Äpfel einen Sonnenbrand, wenn man sie nicht vernünftig pflegt. Außerdem kommen Würmer öfter vor. Da muss man enorm aufpassen“, sagt Rolf Clostermann. Klimatische Veränderungen haben aber auch den einen oder anderen Vorteil. „In Europa gab es eigentlich immer traditionell die Apfelsorte ,Cox’. Heutzutage kann man auch den ,Braeburn’ anbauen.“ Der stammt ursprünglich aus Neuseeland.
VON DANIEL BRODHUHN
Heimat genießen Tee-Seminar und Führungen
Grundstück Der Hof der Familie Clostermann besteht nicht nur aus der Apfelplantage und dem Anwesen des Ehepaares. Im Jahr 2011 wurde ein Teehaus eröffnet, in dem Teesommelière Thea Clostermann Seminare abhält und ihre Gäste zum kulturellen Austausch einlädt. Außerdem gibt es ein Atelier sowie den Hofladen, wo ein großes Bio-Sortiment verkauft wird. „Unser Hof ist eine Mischung aus Erzeugung, Vermarktung und Gastlichkeit“, so Thea Clostermann. Frühstück Kunden können zudem vor Ort ein Bio-Frühstück zu sich nehmen oder ab 15 Personen auch eine Führung über den Hof machen. „Viele Leute wollen sehen, wo unsere Produkte herkommen“, sagt Rolf Clostermann.