Damit Bislich trocken bleibt - Hochwasserschutz

Hier finden Sie Berichte der NRZ und RP zum Hochwasserschutz bei Vahnum.

SPD pocht auf Entscheidung für neuen Deich in Bislich

RP-Bericht von Fritz Schubert vom 08.06.2013

Hochwasser lenkt den Blick auf Schwachstelle am (ehemaligen) Kraftwerksstandort Vahnum.

Hochwasser zieht Politiker magisch an. Während es in den Überflutungsgebieten in Ost- und Süddeutschland darum geht, den betroffenen Menschen Hilfe zuzusagen, ist andernorts Überprüfung des Hochwasserschutzes angesagt. Der sieht aus Sicht der SPD in Bislich-Vahnum, genau auf der Grenze zwischen Wesel und Rees, verheerend aus. Fraktionsvorsitzender Ludger Hovest, Landtagsabgeordneter Norbert Meesters und Ratsfrau Waltraut Holzwarth aus Bislich nutzten gestern das am Rhein bereits abklingende Hochwasser, um zum wiederholten Male auf Dringlichkeiten und Chancen aufmerksam zu machen.

In Vahnum gibt es ein paar hundert Meter Deich, die noch nicht saniert sind. Schmal ist der Damm in Höhe der längst abgerissenen Gaststätte Stummer Deich. Seit gut 80 Jahren ist er nicht ertüchtigt worden. Hovest stimmt NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) zu, der beim aktuellen Hochwasser von Glück für die Region gesprochen hatte. "Aber wir sollten uns auf das Glück nicht verlassen, sondern die bekannten Schwachpunkte zügig beseitigen", schreibt Hovest an den Minister und fordert Entscheidungen. Seit Jahren schon ist die ausstehende Deichsanierung in Vahnum Thema. Seit Jahren wird gefordert, den dortigen Kraftwerksstandort planungsrechtlich zu tilgen. Erst war Kernkraft vorgesehen, dann Kohle. Beides ist für RWE und Land vom Tisch. Nur in den Plänen ist dies nicht vollzogen. Landes- und Gebietsentwicklungsplan müssten entsprechend geändert werden.

Auf 2017, ein vom Regionalverband Ruhr zur Planungsänderung avisiertes Datum, will die Weseler SPD nicht warten. Wegen besonderer Dringlichkeit zur Gefahrenabwehr müsse eine Einzelfalllösung möglich sein, sagt Hovest und favorisiert einen rückverlegten Deichneubau. Das brächte im großen Stil zusätzliche Retentionsfläche. Um Remmel das Anliegen zu verdeutlichen, lädt Hovest den Minister zur Radtour an die Stelle ein. Hier sei am ehesten mit einem Deichbruch zu rechnen. Dann laufe Rees von vorne voll und Bislich von hinten. Hovest drängt zur Eile, vergingen ab einer Entscheidung doch in aller Regel noch zehn Planungsjahre bis zum Bau.

In Sachen Finanzierung sieht Norbert Meesters keine Probleme. Es sei mehr Geld für Deiche da als jemals zuvor. Auch bei einer Reduzierung der Mittel von 40 auf 30 Millionen Euro, denn im Durchschnitt seien in den vergangenen zwölf Jahren jeweils 20 Millionen per anno verbaut worden.

Damit Bislich trocken bleibt

NRZ-Bericht von Petra Herzog vom 07.06.2013

Bei Vahnum muss endlich der Hochwasserschutz gewährleistet werden, findet die SPD und schreibt an Umweltminister Johannes Remmel (Grüne).

Noch ist alles im grünen Bereich. Der Rhein ist zwar aus seinem Bett getreten, doch bis zum Radweg in Bislich-Vahnum sind noch viele Meter Platz. Sollte es den Niederrhein an dieser Stelle allerdings derart treffen wie Teile Bayerns an der Donau oder Teile Sachsens an der Elbe, dann könnte hier - sprich: in Bislich und in Rees - schnell Land unter sein und die Region bekäme gewiss einen Platz in den Fernsehnachrichten.
Rheinfern

Damit es nicht so kommt, macht die SPD jetzt erneut mobil. Fraktionsvorsitzender Ludger Hovest, der Landtagsabgeordnete Norbert Meesters und die Bislicherin Waltraut Holzwarth luden gestern zum Ortstermin und übergaben einen Brief, den sie auch an NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) geschickt haben. Darin wird um eine zügige Entscheidung für die Sanierung des Deichs oder den Bau eines rheinfernen Hochwasserschutzes gebeten. Außerdem wurde der Minister zu einem Vor-Ort-Termin eingeladen.

Denn eines ist für die drei Sozialdemokraten sicher: Der alte Postdeich an dieser Stelle wurde seit 70, 80 Jahren nicht mehr angefasst. Während links und rechts intakte Deiche stehen, fehlt das etwa 500 Meter lange Zwischenstück, 400 Meter auf der Weseler und 100 Meter auf der Reeser Seite. Ein Deichbruch sei bei extremem Hochwasser, verbunden mit lang anhaltenden Regenfällen, programmiert. Die favorisierte Lösung der Sozialdemokraten wäre die rheinferne. Denn hier liege schließlich die letzte große Retentionsfläche zwischen Düsseldorf und der deutsch-niederländischen Grenze.
Die Zeit drängt, zumal die Jahrhunderthochwasser mittlerweile nahezu im Zehn-Jahres-Rhythmus auftreten und die Planung bestimmt zehn Jahre dauern würde. Denn zunächst müssen ja die Voraussetzungen geschaffen werden. Und dazu gehört beispielsweise, dass der Gebietsentwicklungsplan geändert wird, in dem immer noch der überhaupt nicht mehr gewollte Standort für ein Kohlekraftwerk des RWE zu finden ist.

Geld für die Sanierung oder Erneuerung wäre beim Land vorhanden, sagt Norbert Meesters. Jetzt müssten Stadt und Land Hand in Hand arbeiten. Denn sollte es zu einer Flutwelle kommen, würde sie zunächst zurück nach Bislich schwappen und dann vorwärts weiter nach Rees, ist sich Hovest sicher. „Das muss jetzt einfach angegangen werden, im Sinne der Gefahrenabwehr“, sagt er. Und: Es könne nicht sein, dass immer nur gesagt werde „Gott sei dank, es ist nichts passiert.“

 

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