Das Deichdorf Bislich ist ein Storchennest
Allein im Raum Bislich/Xanten sind sechs Paare links und rechts des Rheins dabei, das Brutgeschäft anzugehen.
Abendlicht schafft die besondere Atmosphäre. Hier ist Hans Glader von der Biologischen Station das Storchenpaar „Bislich I“ vor die Linse gekommen. Es hat das Nest auf der Kirchenwoy bezogen.
VON FRITZ SCHUBERT
Wesel/Hamminkeln Die Rückkehr der Störche begeistert Laien wie Fachleute gleichermaßen. Immer öfter sind Ausflügler auf Schleichfahrt durch die Gebiete zu sehen, in denen Nisthilfen stehen. Immer mehr davon werden aufgebaut. Immer öfter werden sie von Meister Adebar und seiner Partnerin auch angenommen. 2014 ist aus Sicht der Wissenschaftler für die Störche schon gut angelaufen (RP berichtete). Während einige Paare schon ins Brutgeschäft eingestiegen sind, rechnet Hans Glader von der Biologischen Station Kreis Wesel damit, dass bis in den April hinein noch weitere Störche ankommen. Aufgeweckte Storchenfreunde wie die Bislicher haben die großen Vögel längst als weichen Standortfaktor für den Tourismus entdeckt. Gut zehn Nisthilfen stehen in dem Raum bereit.
Aktuell sind in Bislich drei Paare aktiv: eins auf der Kirchenwoy, eins am Forellenstübchen und seit einer Woche auch eins zwischen Hellenhof und Fährhaus. Zuletzt war nicht ganz klar, ob es dem Nest am Hellenhof oder dem erst kürzlich auf dem Dach des Fährhauses installierten zuzurechnen ist. Am Hellenhof war beobachtet worden, wie die Störche Nistmaterial in das dortige Nest eingetragen haben. Gestern kam Glader zu dem Schluss, dass das Paar dieses Nest besetzt hat, das benachbarte aber möglicherweise mal besucht.
Am Forellenstübchen hat sich übrigens die Besatzung leicht geändert. Der Storch hat eine neue Partnerin. Es ist ein Meisje, denn die Störchin hat einen niederländischen Ring am Bein. Den Fall, dass ein Paar ein zweites in seiner Nähe vertreibt, hat es am Forellenstübchen schon mal gegeben, wo im nahen Rheinvorland auch noch ein Nest steht. „Ich schließe daraus, dass es an der Sichtweite liegt“, sagt Glader. Und: Das Nahrungsangebot muss stimmen. Das muss an einer alten Hacienada in Spanien übrigens ganz besonders stimmen. Gut 50 Paare kamen da auf engem Raum miteinander aus. Auch als das Gebäude modernisiert wurde und als Alternative Nester auf Pfählen angeboten wurden, blieb die Kolonie.
Ein gutes Nahrungsangebot gab es 2013 auch am Niederrhein. Nach dem kalten Jahr 2012, in dem es hohe Verluste unter den Jungtieren gab, passten Temperatur und Futter im Vorjahr so gut zusammen, das fast alle durchkamen: Drei von vier Jungen in der Dingdener Heide, alle vier am Forellenstübchen und alle drei an der Kirche wurden flügge. „Der Heimatverein Bislich ist total happy“, weiß Hans Glader. Er hat den Aktiven ein Storchenfoto als Basis für den geplanten Storchenweg zur Verfügung gestellt.
Die aktuelle Lage im Kreis Wesel sieht so aus: In der Mommniederung ist ein Storch gesichtet worden, in Rheinerg-Eversael ein bekanntes Paar bereits angekommen. Noch leer sind die Nester in Ringenberg und Büderich, während ein Paar in der Dingdener Heide bereits brütet. Auf der linksrheinischen Bislicher Insel sind drei Paare aktiv. Mit den dreien in Bislich sind das sechs auf vergleichsweise engem Raum. „Das ist doch schon ganz schön. Hier konzentriert sich was, aber eben wohl nicht zu nah beieinander“, sagt Glader. Er stellt fest, dass in NRW fast alle Störche an oder in Naturschutzgebieten zu finden sind. Für Glader ein Zeichen für die Wichtigkeit beruhigter Bereiche, in der Natur ganz sie selbst sein darf.
„Der Heimatverein ist total happy über die Konzentration der Störche“
Hans Glader
Biologische Station
Am Forellenstübchen („Bislich II“) hat Herr Storch ein neues Meisje aus den Niederlanden. RP-Foto: Arnulf Stoffel
Am Hellenhof („Bislich III“) hat nun dieses Paar Quartier genommen. Foto: Hans Glader