Deichdorfmuseum Bislich: Geheimtipp für Wanderer und Radfahrer

Manches große Museum ist nicht so erfolgreich: Immer mehr Menschen besuchen das Deichdorfmuseum. Für 2025 gibt es große Pläne.

NRZ-Bericht vom 22.01.2025 von Susanne Zimmermann

Nicht wenige staunen, wenn sie entdecken, wie groß das Deichdorfmuseum Bislich tatsächlich ist. Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass es sich lohnt, hier Station zu machen. Mit mehr als 8000 Besuchern im vergangenen Jahr ist klar: Immer mehr Menschen entdecken das Haus für sich, besonders Wanderer und Radfahrer machen gern hier Station. „Manches große Museum in einer Stadt würde sich über diese Zahlen freuen“, sagt Barbara Rinn-Kupka, Museumsleiterin und promovierte Kunsthistorikerin, stolz. Das Museumsteam, getragen vom Heimat- und Bürgerverein Bislich, hat viel vor in diesem Jahr.

Wer ein zusammengetragenes Sammelsurium historischer Gegenstände vermutet, wird überrascht: „Das Museum ist professionell thematisch geordnet, Dank meines Vorgängers Peter von Bein und seinem Team“, sagt Rinn-Kupka, „mit viel Liebe zum Detail.“ Auf Basis dieser Arbeit will sie das Marketing erweitern, „wir möchten die Leute vom Deich ins Dorf bekommen“, erläutert sie.

So wolle der Naturpark Hohe Mark mit seinem Wanderweg Hohe Mark Steig hier einen Erlebnisraum ansiedeln, mit dem Museum als Zielempfehlung. Es ist absolut familientauglich, Kinder finden Gelegenheit zum Malen, Lesen und Puzzeln, „ich finde immer ihre Gemälde nach den Besuchen“, so die Museumsleiterin. Besonders die Vogelwelt mit ihren zahlreichen heimischen Spezies regt offenbar die Phantasie der jungen Besucher an. Mit dem Haupthaus mit Dauer- und Wechselausstellungen, der Vogelwelt, der Rheindeich- und der Ziegelscheune gibt es auch für Erwachsene viel zu entdecken. Das ist einer der Gründe, warum im vergangenen Jahr allein 27 Gruppen die Museumsführung gebucht haben.

Ziel ist es, zu zeigen, dass nicht nur die linken Rheinseite attraktiv ist, dass es mehr als das APX zu entdecken gibt. 2025 steht ganz im Zeichen des Kriegsendes vor 80 Jahren, eine große Ausstellung wird diesem Thema gewidmet sein. Start ist am Palmsonntag, wenn auch die Personen- und Radfähre Keer Tröch II ihren Betrieb aufnimmt. Auch wird Bislich eine Station der Liberation Route, der Strecke der Befreiung, die an die historischen Schauplätze und Wege der alliierten Streitkräfte ab 1944 erinnert. Die Station wird an der Pieta installiert, eine Gedenkstätte für die die Opfer des Krieges, errichtet am Rhein auf Resten der von Briten errichteten Bailey-Bridge.

Am 30. Mai erwarten Museum und Dorf besondere Gäste: Die Veteranenvereinigung der King‘s Own Scottish Borderers, des Infanterieregiments, das das Dorf Bislich am 24. März 1945 einnahm, wird erwartet. „Sie werden mit der Fähre über den Rhein kommen, mit Dudelsackmusik“, sagt Rinn-Kupka. Es habe im katholischen Dorf damals wenig Widerstand gegeben und die Soldaten hätten die Zivilbevölkerung anständig behandelt. Man freue sich auf den Besuch, obschon unklar sei, ob noch ein Zeitzeuge unter den Gästen sein wird.

Teil des niedergermanischen Limes

Ein weiteres großes Thema steht in diesem Jahr ins Haus, „wir werden Museumsstation Teilstätte Wesel des UNESCO-Welterbes niedergermanischer Limes“, kündigt die Museumsleiterin an, eine große Ehre. Verbunden ist sie mit einem Wander- und einem Radweg, Näheres will das Museum demnächst bekannt machen.

Das ehemalige Heimatmuseum mausert sich also gewaltig, und davon haben viele weit über die Region hinaus gehört. Was macht es so attraktiv? „Bislich ist quasi die Blaupause für Dörfer in der Region“, sagt Rinn-Kupka, „nach außen hin das typische, tatsächlich aber total untypische Dorf“. Und das Museum sei der Ort, an dem Erinnerungen für spätere Generationen archiviert werden. Das lockt die Menschen, obwohl es eigentlich nicht einfach zu erreichen ist. Und: Es ist kein kostspieliger Ausflug, es gibt keinen festen Eintrittspreis. Jeder gibt, was ihm oder ihr der Besuch wert ist und Gruppen zahlen einen niedrigen Obolus.

 

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