Ein Biotop nimmt Form an

Gestern begann der Bau eines Kanals, der die Rheinnebenrinne Bislich-Vahnum mit dem Strom verbinden wird. Noch vor Dezember soll alles fertig sein. Susanne Zimmermann Wesel. Wenn der Rhein mitspielt, könnte die Nebenrinne Bislich-Vahnum noch vor Dezember fertig werden – vorausgesetzt es gibt kein Hochwasser. Seit gestern hievt ein Kran Betonelemente auf die Baustelle, Thomas Chrobock vom Nabu Kranenburg filmt die Verlegung. Verbindung zum Strom Ein Tunnel entsteht, der die Verbindung zum Rhein herstellt. Das Prinzip des Bauwerks ist einfach: „Bei Niedrigwasser soll kein Wasser in die Nebenrinne fließen“, erläutert Chrobock, „das ist eine Auflage, damit dem Schiffsverkehr kein Nachteil entsteht.“ Ist der Wasserstand normal oder höher als sonst, ist der Nebenarm an den Strom angebunden. An rund 300 Tagen im Jahr wird das der Fall sein. In den 60er Jahren ist an dieser Stelle ausgekiest und zum Teil wieder verfüllt worden. Die Naturschützer haben seit September einen Baggersee und weitere kleinere Baggerlöcher miteinander verbunden. Um die Baustelle zu schützen, ist sie derzeit vom Rhein abgebunden. Später soll die Verbindung über den Tunnel funktionieren – Fische finden ein Rückzugsgebiet, um zu laichen. „Sie benötigen den lockeren, kiesigen Untergrund. Im Rhein gibt es das häufig nicht mehr, er ist stark befestigt“, erläutert Chrobock. Unterschiedliche Wassertiefen bieten verschiedenen Tier- und Pflanzenarten – auch zahlreichen Vögeln – einen Lebensraum. Es gab Überraschungen bei den Ausbaggerarbeiten: „Wir haben Hochofenschlacke gefunden“, erläutert Chrobock. In alten Auskiesungen ist so manch Unerfreuliches seinerzeit verfüllt worden, „das ist andernorts auch so“. Das Material musste fachgerecht entsorgt werden. Anders als ursprünglich geplant, wird die Nebenrinne nicht von beiden Seiten durchströmt. Weil der Nabu ein benötigtes Grundstück nicht erwerben konnte, wird die Rinne nicht bis zum Kieshafen fortgeführt. Allerdings: Sollte sich der Eigentümer später doch noch zum Verkauf entscheiden, bleibt diese Variante offen. Futterplatz für die Gänse Kühe werden weiterhin auf der nun entstehenden Halbinsel zwischen Rhein und Nebenrinne weiden können, ein Wirtschaftsweg wird über das Wasserbauwerk führen. Die Weide dient zudem als vergleichsweise ungestörter Futterplatz für die Wintergänse und Brutplatz für Vögel. Anfangs seien viele Bislicher skeptisch gewesen, doch gemeinsam habe man viele Sorgen ausräumen können. Das projekt Rund 2,5 Millionen Euro kostet es, an der Nebenrinne dieses Stück Flussaue herzustellen. Das Geld kommt von der EU (Life plus und Natura 2000) und vom Land, weitere Unterstützer sind die Kurt Lange Stiftung und die Michael Otto Stiftung. Eine weitere, aber durchströmte Nebenrinne entsteht in der Emmericher Ward – dieses Projekt ist deutlich größer als das Bislicher. Weitere Informationen unter www.life-rhein-bislich.de

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