Erst Corona, dann das Klima
Der Weseler Künstler Thomas Heweling hat nach der Corona-Faust aus Holz nun ein neues Projekt aus Pappmaché: Beim Eisbär in der Stadt geht es um den Klimawandel
Von Christian Schyma
Wesel Erst zeigte er Corona die Faust, nun geht’s dem Klimawandel an den Kragen: „Eisbärinderstadt“ nennt sich das neue Projekt von Thomas Heweling. Dabei will der Weseler Künstler die Bürger auf die Folgen des Klimawandels für Mensch und Tier aufmerksam machen. Nach der Corona-Faust aus Eichenholz, mit der Heweling zuletzt für Aufsehen sorgte, entstand nun aus Pappmaché ein vom Klimawandel geschwächter Eisbär. Begleitet wird das Tier von einem gezeichneten Menschen, der mehr mit seinem Handy beschäftigt ist, als sich um den Verfall seiner Umwelt zu kümmern. Am kommenden Sonntag, 19. Juli, um 11 Uhr stellt Heweling sein Kunstwerk am Fährkopf in Bislich erstmals der Öffentlichkeit vor. Eine Woche später soll es noch einmal auf dem Weseler Markt zu sehen sein, bevor es dann auf Städtetour geht.
Ein Gemeinschaftsprojekt
Zusammen mit seiner Cousine Svenja Heweling, die als Großplastikerin die Entwürfe zu den Düsseldorfer Rosenmontagszügen, zum G8-Gipfel und anderen großen Bühnen umsetzt, hat der Weseler das Vorhaben verwirklicht. Seit Jahren hatte das Duo den Plan, ein gemeinsames Projekt auf die Beine zu stellen. Die ursprüngliche Idee, den Eisbären im vergangenen Jahr mit einem Freund bei der Kieler Woche zu präsentieren, scheiterte aus Zeitgründen und wegen des hohen Aufwandes. „Cousin und Cousine haben sich nach langer Zeit mal wieder getroffen“, schmunzelt Thomas Heweling. „Schon seit zehn Jahren wollten wir ein gemeinsames Projekt umsetzen.“ Und dann habe er mit seiner Cousine auch über die geplante Aktion in Kiel gesprochen. Schnell habe man sich geeinigt, das Projekt am Niederrhein anzugehen. So hat Thomas Heweling parallel neben der Corona-Faust auch schon die Realisierung der Eisbären-Skulptur in Angriff genommen. Weit über 300 Stunden Arbeit sind in die beiden Figuren geflossen.
Von Anfang an habe er aber nicht geplant, die beiden Skulpturen über Nacht an einem Ort zu lassen – wovon nach der Zerstörung der Alltagsmenschen in Rheinberg und Moers auch dringend abzuraten ist. „Wir sind jeweils als Künstler auch vor Ort und hoffen, dass uns die Bürger sagen, wo und warum der Eisbär als nächstes aufgestellt werden soll“, erklärt Thomas Heweling. Mögliche Ziele sind das Kloster Kamp, Düsseldorf und Köln.
Die Hewelings haben einen ausgehungerten, sterbenden Eisbär in gebeugter Haltung geschaffen, der sich mit letzter Kraft auf den Beinen hält. Sein Lebensraum verschwindet durch die menschgemachte Erderwärmung. Schon bald wird es kein Eis mehr geben, sagen die Forscher. Hewelings Ziel: Konfrontation mit der Realität, Irritation, Betroffenheit und vor allem Gespräche unter den Menschen erzeugen. „Diese Kunstinstallation ist temporär und vergänglich.
Wir bauen Sie aus dem Abfall unserer Gesellschaft.“ In unmittelbarer Nähe zum Eisbären steht ein von Stress und Leistungsdruck ausgezehrter, ausgebrannter Mensch, der den wirklichen Kontakt zur Natur verloren hat und sich mit Materiellem abzulenken versucht.
Erst Corona, dann das Klima