Per Fähre auf Gänse-Safari
Mit der Keer Tröch den Wildgänsen auf der Spur waren am Samstag 35 Gäste. Hans Glader von der Biologischen Station zeigte auch zahlreiche andere seltene Vögel
Von Johannes Kruck
Fotos Johannes Kruck
Wesel. Hunderte wilde Gänse, aber auch dutzende andere interessante Wasservögel und einige Raubvögel erlebten die 35 Gäste von Bord der Fähre Keer Tröch aus. Schon bevor die Gänse-Safari per Schiff über den Rhein überhaupt richtig startete, staunten die Mitfahrer nicht schlecht: Hans Glader von der Biologischen Station Wesel erläuterte zunächst, wieviele verschiedene Arten von Wildgänsen zurzeit am Niederrhein zu Gast sind. Der Heimat- und Bürgerverein Bislich bot erstmals zwei von Hans Glader professionell geführte Exkursionen zu den arktischen Gänsen gemeinsam mit dem Weseler Verkehrsverein an.
Der Biologe erklärte, dass in den 60er Jahren die Saatgans mit rund 20 000 bis 25 000 die häufigste Wildgans-Art am Niederrhein war. Mittlerweile bilden jedoch die Blessgänse die größte Gruppe der arktischen Vögel zwischen Kranenburg und Duisburg. 150 000 bis 200 000 geflügelte Wintergäste begrüßt der Niederrhein auch wieder in diesem Jahr. Wie Hans Glader weiter erläutert, seien dies jedoch „Peanuts“ in Relation zu den rund zwei Millionen Wildgänsen auf niederländischer Seite.
Der Experte zeigte vor dem Start auch Bilder weiterer Gänsearten, wie der Weißwangen- (auch Nonnengans genannt), der Kanada-, der Grau- und der Streifengans. Aber auch die seltenen Ringelgänse, Rothalsgänse und Kurzschnabelgänse stellte er vor. „Dann haben wir auch noch Gänse, die gar keine Gänse sind“, verkündete der Biologe aus Österreich und zählte als sogenannte „Halbgänse“ die Arten Brand-, Rost- und Nilgans auf. Diese hätten sowohl Merkmale von Gänsen wie auch von Enten.
Graureiher, Kormoran und Bussard
Dann startete Fährmann Florian Kühnen die Keer Tröch zunächst Richtung Grav Insel. Und es dauerte nur wenige Minuten, da entdeckten die Gäste die ersten Wildgänse am Flussufer. Wenige hundert Meter weiter thronte ein Kormoran stolz auf einem Schifffahrtszeichen und ließ sich ebenfalls bereitwillig von den Gänse-Touristen fotografieren. Möwen kreisten um die Fähre und andere Schiffe auf dem Strom. In der Ferne zogen größere Gruppen von Wildgänsen in den typischen V-Formationen über die niederrheinische Landschaft.
Verzückt waren die Mitfahrer von einem Graureiher, der ganz in der Nähe der Fähre plötzlich aufflog. Auf einer Kuhweide hockte ein stattlicher Bussard, der offenbar kurz zuvor Beute gemacht hatte. 200 Meter weiter tummelten sich zwei Nilgänse – und leuchtend weiß mit gelbem Schnabel schritten mehrere Silberreiher über die Wiesen nahe des Rheinufers.
Erschreckend fanden einige der Gäste, wieviel Müll doch am Ufer des Rheins angeschwemmt war. Und dann entdeckten die Mitfahrer auch noch ein paar andere „komische Vögel“ – dies waren mehrere Angler in Militär-Tarnuniform, die vor der Augen der Gruppe einen dicken Fisch an Land zogen.
Nachdem die Fähre gedreht hatte und rheinabwärts gen Rees steuerte, erlebte die Gruppe einen Höhepunkt der Exkursion: Ein im Wasser schwimmender Gänse-Trupp ließ die Keer Tröch ganz nah heranfahren – flog dann aber parallel zum Boot laut schnatternd auf. „Oh“ und „Ah“ riefen die Gäste – wie andere bei einem Feuerwerk.
Fotoapparate klickten im Sekundentakt. Doch einige andere hatten dafür keine Hand mehr frei, denn sie waren froh, dass die Organisatoren zum Wärmen heißen Kaffee und Glühwein mit an Bord gebracht hatten.
Kurz vor dem Ende der zweistündigen Exkursion rief Hans Glader plötzlich voller Begeisterung: „Schauen Sie da – ein Wanderfalke! Den sieht man nicht ganz so oft.“ Der kräftige Greifvogel thronte auf einem Steinhaufen und ließ sich von dem Schiffverkehr auf dem Rhein kaum beeindrucken.
Elternkreis Hünxe mit an Bord
Mit 15 Personen war der Elternkreis der Evangelischen Kirchengemeinde Hünxe mit an Bord gegangen. „Es war klasse! Ich wusste bisher gar nicht, dass es so viele unterschiedliche Gänse gibt“, lobte Werner Oppermann.
Mechthild Borgert aus Blumenkamp hatte von der Gänse-Tour in der NRZ gelesen und nicht nur ihren Mann Christian, sondern auch ihre Eltern Christl und Dieter Geeven aus Essen dafür begeistern können. „Wir wohnen jetzt seit einem Jahr in Wesel, hatten bisher noch gar nichts mit den Gänsen zu tun – sie höchstens mal über unser Haus fliegen sehen“, sagte Borgert.