Glückliche Bislicher an ihrem Badestrand
RP-Mitarbeiter Michael Elsing, selbst aus Bislich, tauchte ein in die Fluten des Ellerdonksees. Schon 245 Mitglieder - Tendenz steigend. RP-Bericht von und mit Michael Elsing.
"Piep" macht's, als ich mit Hilfe meines Chips das Drehkreuz zum Badestrand in Bislich passiere. Ich bin tatsächlich drin. Ganz offiziell und legitimiert. Ich bin nicht irgendwo über einen Zaun geklettert, hab mich nicht durch irgendwelche Büsche geschlagen und musste auch sonst keinen von Brennnesseln oder Disteln gesäumten Weg bewältigen, um in einem Bislicher Baggerloch schwimmen zu können. Nein, ich profitiere davon, dass der Traum von einer Bademöglichkeit in unserem Dorf, der schon existierte, als ich noch ein kleiner Junge war, dank des unermüdlichen Engagements des Heimatvereins nun endlich in Erfüllung gegangen ist.
Na, dann los: Über die Liegewiese runter zum Sandstrand, Handtuch ausbreiten, T-Shirt aus und dann ab zum Wasser. Es ist Dienstag, 1. Juli, 15.47 Uhr, als ich zum ersten Mal in den See eintauche. Das Wasser im Ellerdonksee ist super. Glasklar und sehr erfrischend. Ich könnte es sogar zu mir nehmen, denn laut Michael Beermann, Geschäftsführer des Heimat- und Bürgervereins, hat es "Trinkwasser-Qualität". Darauf verzichte ich aber und genieße stattdessen bei 34 Grad im Schatten die willkommene Abkühlung. Ich muss zugeben: Bei der ersten Schwimmrunde überkommt mich ein richtiges Glücksgefühl. Auf dem Weg zurück an Land kommt mir ein weiteres glückliches Gesicht entgegen. "40 Jahre haben wir darauf gewartet. Herrlich", ruft der zum Gesicht passende Mensch mir zu.
Und so ist es ja auch: Vier Jahrzehnte zogen ins Land, in denen immer wieder der Wunsch laut wurde, in einem der zahlreichen Baggerseen rund um das Deichdorf schwimmen zu dürfen. Vergeblich! Doch der Heimat- und Bürgerverein gab nicht auf, und mit Hilfe des Kiesunternehmens Holemans rückten im Januar 2013 die Bagger an. Zweieinhalb Jahre später ist der Badestrand in Bislich endlich Realität und sorgt ausnahmslos für Freude.
Es herrscht eine beinahe familiäre Atmosphäre unter den Badegästen. Einer von ihnen fasst es in Worte: "Das ist wahrscheinlich der einzige Strand in Deutschland, an dem jeder jeden kennt." Stimmt: Jeder Neuankömmling wird persönlich begrüßt, man trifft sich am Ufer, mit den Füßen im Wasser, zum Smalltalk. Vom Handtuch zur rechten bekomme ich ein Stück Apfel angeboten, beim Handtuch zur linken leihe ich mir einen Schwimmreifen aus. Und die zahlreichen Kinder finden garantiert einen Kumpel zum Spielen. "Aktuell haben wir 245 Mitglieder. Und jetzt kommen täglich weitere Anträge hinzu", sagt Beermann. Bekanntlich ist das Baden im Ellerdonksee nur über eine Mitgliedschaft möglich, für die ein Jahresbeitrag fällig wird.
Ich lege mich derweil auf mein Handtuch, trinke ein eiskaltes Mineralwasser vom auf dem Gelände befindlichen Café Storchennest, hole mir später noch ein Eis dazu und beschließe: Das war nicht mein letzter Besuch an unserem Badestrand.