NRZ Bericht vom 07.04.2012
Jeder hat so seinen Freiraum
Wesel.Familie Pumpe in Bislich lebt mit mehreren Generationen unter einem Dach. Vieles wird gemeinsam gemacht, manches natürlich auch allein.
Foto: Peggy Mendel/WAZFotoPool
Ihre Familie nicht um sich zu haben - das kann sich Gisela Pumpe überhaupt nicht vorstellen. „Es war immer schon so, dass wir alle nah beieinander waren“, sagt die 73-Jährige. Mit ihrem Mann August lebt sie im Erdgeschoss ihres Hauses an der Mühlenfeldstraße in Bislich, Tochter Nicole wohnt mit ihrem Mann und Sohn Marvin im Obergeschoss. Gleich nebenan lebt der Sohn der Pumpes. „Das funktioniert prima“, freut sich Gisela Pumpe. „Aber nur, weil wir alle unsere Freiräume haben. Das ist wichtig.“
Für die 73-Jährige ist es Freiraum genug, wenn alle anderen Familienmitglieder ausgeflogen sind und sie das große Haus ganz für sich hat. „Früher hatten wir hier noch ein Textilgeschäft“, sagt sie. „Da war immer volles Haus.“ Und auch mit drei Generationen unter einem Dach ist stets etwas los. „Wenn ich dann mal allein bin, genieße ich die Ruhe ungemein“, sagt Gisela Pumpe. Dann macht sie es sich gern in ihrem Sessel bequem und löst Kreuzworträtsel. Auch Dinge zu erledigen, zu denen sie sonst nicht kommt - und sei es nur, eine Schublade aufzuräumen, entspannt die Bislicherin. „Einfach mal für mich sein- das ist mein Freiraum.“
Für August Pumpe ist es wichtig, ab und an mal durchzuatmen, und zwar wörtlich: Den 72-Jährigen zieht es regelmäßig an die frische Luft. Sei es beim Angeln oder beim gemeinsamen Radeln mit Freunden aus dem Dorf. Jeden Freitag tritt die Truppe in die Pedalen und unternimmt rund 30 bis 40 Kilometer lange Touren. „Ganz gemütlich“, betont Pumpe. „Ich möchte dabei ja auch noch etwas von der Natur drum herum sehen.“ Außerdem werde bei diesen Touren immer ausgiebig geplaudert, über Politik, Fußball oder was eben gerade so anliegt.
Einen ganz traditionellen „Männer-Freiraum“ gönnt August Pumpe sich außerdem am Sonntagvormittag. Dann geht er - mit dem Segen seiner Gisela - zum Frühschoppen in die Kneipe mit anderen Männern. „Seit über 50 Jahren besteht unser Stammtisch“, berichtet August Pumpe.
Mit dem Hund in der Natur
Wenn Nicole Nunnendorf, der Tochter von August und Gisela Pumpe, die Decke auf den Kopf fällt, sie etwas beschäftigt oder einfach mal alles nervt, dann schnappt sie sich ihren treuen Freund Dayo. Ausgedehnte Spaziergänge mit dem Rhodesian Ridgeback am Rhein - das bedeutet für die 42-jährige Hausfrau Freiraum. „Wenn ich mit dem Hund in der Natur unterwegs bin, habe ich Zeit, nachzudenken und den Kopf wieder freizukriegen.“
Der sechsjährige Marvin begleitet seine Mama und Dayo manchmal bei ihren Spaziergängen. Freiraum bedeutet für ihn aber eigentlich etwas ganz anderes. Wenn Marvin mit dem Ball unter dem Arm nach draußen geht, dann wissen alle, dass sie ihn in den nächsten Stunden nicht wiedersehen werden.
Stürmer bei den Bambinis
Der Sechsjährige liebt Fußball über alles und ist glücklich und zufrieden, wenn er Bälle ins Tor schießen kann, das seine Eltern und Großeltern ihm im Garten aufgestellt haben. Seit drei Jahren spielt Marvin außerdem bei den Bambinis des SV Bislich. „Als Stürmer“, verkündet er stolz. Wie sein großes Vorbild Teemu Pukki, der beim FC Schalke 04 schon das ein oder andere Tor geschossen hat.
Auch der Osterhase wisse übrigens davon, wie wichtig Marvin Fußball sei, sagt Opa August Pumpe mit einem Augenzwinkern. „Möglich, dass er morgen nicht nur bunte Eier und Schokolade ins Nest legt, sondern auch Eintrittskarten für das Spiel des FC Schalke gegen Hannover.“