Rückschlag für den neuen Sportplatz in Bislich

Der Verein muss neuen Bürgen finden, sonst könnte das Gesamt-Projekt für den neuen Sportplatz auf den Prüfstand gestellt werden.

RP-Bericht vom 20.08.2015 von Ralf Pollmann

Es schien alles in trockenen Tüchern zu sein, die ersten Arbeiten waren auch bereits von fleißigen Vereinsmitgliedern erledigt - doch nun haben sich dunkle Wolken über die Zukunft des neuen Sportplatzes des SV Bislich zusammengebraut. Die zwingend zum Vertragswerk mit der Stadt gehörende "Vertragserfüllungsbürgschaft" kann derzeit vom Verein nicht eingereicht werden. Die Privatperson, die sich für diese Bürgschaft bereiterklärt hatte, "ist abgesprungen, da geht kein Weg dran vorbei", räumt Hans-Peter Faerber ein. Nun ist der Vereinsvorsitzende zusammen mit seinen Mitstreitern auf der Suche nach einem neuen Bürgen. "Wir führen mehrere Gespräche, die Sache scheint nicht aussichtslos", sagt Faerber. Bis auf weiteres ruhen jetzt alle Arbeiten.

Dabei geht es um eine Bürgschaft für rund 200 000 Euro - der Verein beziffert sie auf 180 000, die Stadt auf 208 000 Euro. Dies stellt auf jeden Fall die in Euro umgerechnete Eigenleistung dar, die vom Klub und seinen Helfern zu erbringen ist. Sollte diese "Muskelhypothek" ausbleiben, dann könnte sich die Stadt finanziell beim Bürgen bedienen und Unternehmen für die anfallenden Arbeiten beauftragen. "Der Rat hat immer darauf bestanden, dass diese Bürgschaft Teil des Vertrages ist", erzählt Hans-Peter Faerber. Bis vor wenigen Tagen war der 57-Jährige auch noch sicher, alles Notwendige erledigt zu haben. Dann sprang der Bürge ab. "Ich kenne auch keine Begründung für diese Entscheidung", so Faerber.

Dieser Betrag, für den nun ein neuer Bürge benötigt wird, stellt die Differenz zwischen einem neuen Tennenplatz und einer Kunstrasenanlage dar. "Damit ist nur der Kunstrasen derzeit vom Tisch. Beim neuen Tennenplatz und dem Umkleidegebäude, da haben wir ja keine Eigenleistung", meint Hans-Peter Faerber.

Dieser Sichtweise will sich Ludger Hovest so nicht unbedingt anschließen. "Die Zusagen sind natürlich im Gesamtkonzept zu sehen, so wie das erarbeitet wurde", sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende im Weseler Rat. Deshalb müsse man sich eventuell auch Gedanken machen, "ob der Rest überhaupt Sinn macht, wenn es keinen Kunstrasenplatz gibt". Darüber ein abschließendes Urteil fällen, das will Ludger Hovest jedoch nicht. Aber eines versichert er: "Zu unseren Zusagen der letzten Jahre stehen wir."

Auch der für den Sportbereich zuständige Erste Beigeordnete Daniel Kunstleben sieht ohne Bürgschaft die anderen Teile des Projektes ebenfalls nicht als automatisch gegeben an. "Alles beruht ja auf dem Beschluss vom Dezember 2014. Aber wenn die Bürgschaft nicht vorliegt, dann ist auch der Beschluss nicht umzusetzen", sagt er. Deshalb sei es für alle Beteiligten am einfachsten, wenn ein neuer Bürge gefunden würde. "Sonst müsste man sich mit dem Verein an einen Tisch setzen und überlegen, wie es weitergeht und ob alle an einer B-Lösung Interesse haben. Auf jeden Fall läuft man Gefahr, dass man wieder von vorne beginnt", erläutert Daniel Kunstleben.

"Das ist eine missliche Situation", beschreibt Ludger Hovest die Gemengenlage bei der neuen Anlage am Feldwicker Weg. Er glaubt, dass sich "die Sache totlaufen wird, wenn der SV Bislich nicht irgendjemanden finden wird". Zeitliche Fristen will sich dabei keiner der Beteiligten setzen. Auch wagt niemand eine Prognose, inwieweit sich das Projekt verzögert - sollte ein Bürge jetzt doch noch schnell zur Verfügung stehen. "Wir müssen erst einmal mit potenziellen neuen Partnern sprechen, einige Gespräche haben wir auch schon geführt", sagt Bislichs Vorsitzender Hans-Peter Faerber.

Das gesamte Sportplatz-Projekt umfasst ein Volumen von 1,145 Millionen Euro, dabei kommen rund 800 000 Euro als Zuschuss von der Stadt. Mit dem Geld sollen ein neuer Kunstrasenplatz und neue Umkleidekabinen geschaffen werden. Nicht enthalten in der Summe ist ein neues Klubheim. Hier veranschlagt der Verein Kosten in Höhe von etwa 280 000 Euro, die durch Sponsoren und Eigenleistungen zu decken sind.


NRZ-Bericht vom 19.08.2015 von Susanne Zimmermann

Böse Nachrichten für den SV Bislich: Der Bürge, der den Bau des neuen Sportplatzes sicher stellen sollte, ist nach NRZ Informationen jetzt abgesprungen. Ziel war es, dass die Stadt gut 800 000 Euro des rund 1,145 Millionen Euro teuren Platzes übernimmt, der Verein den Rest durch Eigenleistung und Sponsoren aufbringt.

Sicherheit als Bedingung

Doch die Stadt Wesel hat eine Bedingung, damit das Geld fließen kann: Ein Bürge muss sicher stellen, dass der Platz auch dann zu Ende gebaut wird, wenn der Verein nicht die erwünschte Summe oder Eigenleistung erbringen kann. Grund für diese so genannte Gewährleistungsbürgschaft ist, dass die öffentlichen Mittel nicht verschwendet werden sollen.

Alles schien in trockenen Tüchern, auch wenn der Bürge im vergangenen Jahr zunächst nichts habe schriftlich machen wollen. Nachdem die Stadt hart blieb, habe er doch unterschrieben. Und nun zurückgezogen. Zwar ist der städtische Anteil in den Haushalt eingestellt. Ohne den Bürgen aber wird der Betrag nicht ausgezahlt: Das bekräftigte nach NRZ-Informationen gestern einstimmig der Stadtrat in nicht öffentlicher Sitzung.

Findet der SV, die Aktiven hatten sich mit viel Enthusiasmus bereits Mitte Juli an die Arbeit gemacht, jetzt keinen Ersatz, entfällt der Anteil der Stadt. Den neuen Sportplatz wird es dann nicht geben, so die Position des Rats.

Schon bei den Vertragsverhandlungen im vergangenen Jahr hatte der Verein deutlich gemacht, dass er selbst keine Ersatzmaßnahmen oder Schadensersatzzahlungen leisten könne, also die Gewährleistungsbürgschaft nicht selbst tragen könne.

Jahrelange Bemühungen

Damit erleidet der SV Bislich mit seinem Traum vom neuen Sportplatz mit modernem Kunstrasen und einem neuen Vereinsheim einen weiteren Tiefschlag - schon seit Jahren kämpfen die Aktiven um die Verwirklichung. Immer neue Hindernisse taten sich auf, ein Giftmüll-Verdacht, schwierige Verhandlungen und die Suche nach Sponsoren machen das Projekt am Feldwicker Weg zu einer sehr langen Geschichte.

Hans Peter Färber, Vorstandsvorsitzender des SV Bislich, wollte die aktuellen Vorgänge gestern auf NRZ-Anfrage nicht kommentieren.

 

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