Sanierte Schlossbrücke wird endlich eingeweiht
Stolze 122 000 Euro hat die Evangelische Kirchengemeinde Bislich-Diersfordt-Flüren in die Erneuerung der maroden Brücke am Schloss Diersfordt gesteckt. Morgen wird die Einweihung gefeiert.
VON MARTHA AGETHEN
WEsel Was der Natur rund ums Schloss Diersfordt seit jeher den bezaubernden Akzent gibt, das ist der hübsche Schlossgraben. Doch seit ebenso langer Zeit stellt dieser auch ein unüberwindliches Hindernis dar. Ohne Brücke gelangt man nicht ohne Weiteres auf den Schlossvorplatz und zur Schlosskirche, die nicht nur in optischer und kunstgeschichtlicher Hinsicht ein Juwel ist, sondern vor allem der Ort, an dem die evangelischen Christen in Diersfordt regelmäßig ihren Gottesdienst feiern. Zuletzt mussten Autofahrer und Fußgänger, Gottesdienstbesucher und Hochzeitsgesellschaften einen gewaltigen Umweg in Kauf zu nehmen, der im großen Bogen rückwärts ums Schloss der Familie Beichert führte. Denn die zuletzt 1995 erneuerten Holzbohlen der Brücke aus dem Jahr 1868/69 waren mittlerweile morsch. Die Brücke musste saniert werden und war damit monatelang unpassierbar.
Nach dreimonatiger Arbeit ist die Brücke nun wieder in Dienst gestellt. In den vergangenen Tagen brachte die Firma Königs im Auftrag der Firma Schleiff (Projektleitung) noch je ein silberfarbenes Fangnetz aus Edelstahl vor den grünen Geländern an, die statisch nicht ganz einwandfrei sind, jedoch unter Denkmalschutz stehen und infolgedessen nicht ersetzt werden durften. Der neue Brückenboden wurde aus rotbraunem Bongossi - einem Tropenholz - gefertigt, das als besonders hart und witterungsbeständig gilt. Morgen wird sie offiziell eingeweiht (siehe Infobox).
Die Verantwortung für die Schlosskirche und den Zugang lag jahrhundertelang bei den Schlossherren, die das Patronat innehatten. Erst 1959 ging es auf die Evangelische Kirchengemeinde Diersfordt über. Jedoch wurde nur ein Wegerecht von zwei Meter Breite im Grundbuch vermerkt. Nachdem Siegfried Graf zu Stolberg-Wernigerode das Schloss 1996 an Familie Beichert verkauft hatte, standen sich Schlossherren und Kirchengemeinde als gegnerische Parteien gegenüber. Uneinigkeit herrschte vornehmlich über die Nutzung des Schlosshofes als Kirchenparkplatz. Der desolate Zustand der Brücke war 2003 unübersehbar, doch die Schlossbesitzer sahen sich außerstande, die Brücke zu erneuern. Niemand kümmerte sich um die Verkehrssicherheit.
Das Presbyterium der heutigen Gemeinde Bislich-Diersfordt-Flüren beauftragte den ehemaligen Finanzkirchmeister Dieter Perret mit der Gründung einer Arbeitsgruppe. Nach Verhandlungen, die sich über ein Jahr hinzogen, erwarb die Kirchengemeinde die Brücke, ein Grundstück von 285 Quadratmetern rund um die Kirche und ein erweitertes Wegerecht von drei Metern.
Umso mehr freut sich Perret, dass heute ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis zu den Schlossherren besteht. Die unumgängliche Sanierung kostete erheblich mehr als zunächst angenommen. Statt 50 000 Euro wurden 122 000 Euro fällig. Ein herber Schlag für Perret und das Presbyterium.
Der Verkauf eines Grundstücks am alten Friedhof Bislich ermöglichte schließlich die Finanzierung. Man ließ die Holzbohlen entfernen, das Metall sandstrahlen, rostige Stahlteile verstärken, das Geländer richten, Mauerwerk und Stützfundamente sanieren. Das Ingenieurbüro Sack erstellte den Kostenplan. Bislang trat die Reeser Kiesfirma Holemans als Sponsor auf. Perret hofft, dass es mehr werden.
Frank und Michael Königs montieren einen Fangzaun am Geländer der denkmalgeschützten Brücke. rp-foto: malz