Start für NRWs größte schwimmende Photovoltaik-Anlage

Im Holemans-Kieswerk in Wesel-Bislich sorgen 10.400 Module für eine Leistung von 5,6 Megawatt. So lief die offizielle Eröffnung der Anlage.

NRZ-Bericht vom 14.05.2024 von Christian Schyma, Foto: FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Um 14.23 Uhr am Dienstag war es im Holemans-Kieswerk Ellerdonk in Bislich so weit – da ging die größte schwimmende Photovoltaik-Anlage in Nordrhein-Westfalen offiziell in Betrieb. Holemans-Geschäftsführer Michael Hüging-Holemans, Landrat Ingo Brohl und Bürgermeisterin Ulrike Westkamp stellten gemeinsam den großen Schalthebel von „Off“ auf „On“. Der Applaus der gut 60 geladenen Gäste im Rahmen des kleinen Festakts war dem Trio damit sicher.

Aber es ist tatsächlich auch ein Grund zum Feiern. Denn auf dem Weg zur Energiewende und hin zum Klimaschutz ist die Vorzeige-Anlage ein großer Schritt in die richtige Richtung. Die insgesamt 10.400 Module auf einer Fläche von 3,1 Hektar – das entspricht etwa vier Fußballfeldern – hat eine installierte Leistung von 5,6 Megawatt. Die schwimmende Energiequelle wird pro Jahr knapp fünf Millionen Kilowattstunden erneuerbarer Energie erzeugen, was einem Bedarf von 2000 Haushalten entspricht. Damit können 2100 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden.

Geschäftsführer Michael Hüging-Holemans erinnerte in seiner Ansprache aber zunächst an die schwierigen Herausforderungen im Vorfeld. Entgegen der Bauzeit vor nur knapp zwei Monaten hätte man gut drei Jahre lang mit unterschiedlichen Behördenvertretern einen Weg zur Genehmigung gesucht. Und als das Projekt fertig durchgeplant war, schien es auf der Zielgeraden doch noch zu scheitern – als die Bundesregierung ihr Osterpaket mit den hohen Auflagen verabschiedete. Also musste alles sehr schnell gehen, die gute Zusammenarbeit der Weseler Behörden mit Holemans realisierte die Genehmigung punktgenau eine Woche vor Inkraftreten des Osterpakets. „Danke für die tolle Zusammenarbeit“, richtete der Holemans-Geschäftsführer sein Lob zunächst an Landrat Brohl und Bürgermeisterin Westkamp. Ein Dank gehe aber auch an seine Mitarbeiter, „denn so etwas läuft nicht nebenher.“

Sand und Kies würden auch künftig eine große Rolle spielen. „Und Nachhaltigkeit ist bei Holemans schon seit über 30 Jahren ein Schlagwort.“ Dann nehme man gerne auch das Lob von Ministerin Neubaur an. „Wenn uns die Ministerin als Vorreiter der Energiewende bezeichnet, so können wir das Lob in Dankbarkeit, aber auch aus tiefster Überzeugung annehmen.“ Denn nicht nur die Investition von knapp über 5 Millionen Euro sei „ein klares Signal in die nachhaltige Energieversorgung des Standorts.“ Auch mit der Genehmigung der Anlage „haben wir absolutes Neuland beschritten.“ Neben der speziellen Sandaufbereitung und der Prozesswasseraufbereitung sei Floating-Photovoltaik nun der nächste Aspekt. „Aber wir fühlen uns in dieser Zeit bei allem nicht besonders wertgeschätzt“, spielte Hüging-Holemans auf den seiner Meinung nach „völlig verkorksten Regionalplan“ an.

Landrat Ingo Brohl lobte den Geschäftsführer für dessen offene Worte. „Danke für die kritische Stellungnahme zum Regionalplan, wir wären schon viel weiter, wenn es einen echten Dialog gäbe.“ Er freue sich stattdessen sehr über die neue Anlage – und das sei eine ehrliche Freude. „Sie haben tolle Pionierarbeit in einem schwierigen Feld geleistet. Das ist ein denkwürdiger Moment und ein guter Tag, weil es ein wichtiges Zeichen in Richtung nachhaltiger Zukunft ist – ohne zusätzlichen Flächenverbrauch.“ Es sei ein vielversprechender Ansatz, eine innovative Lösung.

Mahnende Worte gab es von Bürgermeisterin Ulrike Westkamp: „Wenn wir nicht bald etwas für den Klimawandel tun, werden die Folgen bald noch schlimmer sein. Aber hier ist der Willen zum Umsteuern zu erkennen.“ Die Firma Holemans sei „ein Wagnis eingegangen und habe dafür zudem noch jahrelang gekämpft. Danke für den Mut!“ Wesel verfüge über eine Vielzahl von Gewässern. „Da wünschen wir uns von Bund und Land mehr Handlungsspielraum, um weitere Photovoltaik-Projekte schneller anschieben zu können.“ Sie wünsche dem Betreiber nun, dass „in Bislich oft die Sonne scheint.“ Auch Christian Mildenberger, Geschäftsführer der Landesgesellschaft NRW.Energy4Climate, freute sich über den Startschuss der neuen Anlage: „Wir bräuchten aber einfach mehr dieser Anlagen, müssten mehr Firmen dazu ermutigen. Es gibt nur positive Auswirkungen.“

Übrigens ist die Anlage aber schon seit Januar in Betrieb, am Dienstag stand nur der offizielle Startschuss auf dem Programm. Und vielleicht wollte man ja auch abwarten, bis die Sonne gebührend vom strahlend blauen Himmel lacht...