Storchen-Rekord: 20 Jungvögel in Bislich ausgeflogen
Seit über einem Jahrzehnt gab es nicht mehr so viele Jungstörche in Wesel. Warum die Brut dieses Jahr so erfolgreich war.
NRZ-Bericht vom 12.07.2024 von Melanie Grieving, Foto: Peter Malzbender
Gute Nachrichten vom Storchennachwuchs in Wesel-Bislich: In den fünf Horsten des Dorfs am Deich sind dieses Jahr jeweils vier Junge geschlüpft und sind jetzt flügge. „Das hat es über zehn Jahre nicht gegeben“, freut sich der Nabu-Vorsitzende Peter Malzbender: „Das sind alleine in Bislich 20 Jungvögel, die erfolgreich ausgeflogen sind.“
Zwar haben die Störche in Bislich auch zuvor schon gebrütet, jedoch sei es dabei immer wieder passiert, dass Küken das Ende der Brutzeit nicht erreicht hätten, bedauert Malzbender. Entweder weil sie gestorben sind oder so schwach waren, dass die Eltern sie selbst auf dem Nest geworfen hätten. Das kann den jetzt über Bislich fliegenden Jungvögeln aber nicht mehr passieren, beruhigt der Nabu-Chef: „Die fliegen ja schon herum und abends wieder in den Horst – da sind sie sicher.“
Hochwasser und wechselhafter Frühling hat Storchens Teller gefüllt
Dass in diesem Jahr alle Küken durchgekommen sind, „das hat zu tun mit dem Hochwasser“, kann Malzbender erklären. Und auch der wechselhafte Frühling sei hilfreich gewesen. Beides hatte ein außergewöhnlich gutes Futterangebot für Meister Adebar und seine Nachkommen zur Folge. Besonders an den vielen Schnecken, die Gartenbesitzer im Frühjahr verzweifeln ließen, seien oft auf Storchens Speiseplan gelandet. „Ich habe selbst beobachtet, wie sie die Schnecken absammeln“, berichtet Malzbender. „Es muss ein dermaßen gutes Futterjahr sein.“
Das beschränkt sich freilich nicht auf Bislich, auch in Richtung Flüren, nahe der Grav Insel, sagt Malzbender, gebe es ein weiteres Nest mit ebenfalls vier Jungvögeln, die auf dem besten Weg sind, bald das elterliche Nest zu verlassen. Es wird also voll in Wesels nordwestlichem Luftraum, zusammen mit den 20 Jungvögeln aus Bislich sind hier also mittlerweile 24 junge Störche unterwegs, dazu kommen die Altvögel.
Rund um die Nester herrscht nun bestes Familien-Idyll: Ist es, wie zuletzt nur kurzzeitig, zu warm und sonnig, spenden die Altvögel ihrem Nachwuchs Schatten im Nest. Ansonsten zeigen die Eltern den Jungvögeln die besten Futterquellen in der Umgebung. Dabei orientieren sich Störche nicht nur über die Sicht aus der Luft, „sie können riechen, wo gemäht wurde“, erklärt Malzbender. Dort haben sie dann gute Chancen auf einen reich gefüllten Schnabel.
Bald fliegen die Jungstörche Richtung Süden
Erst kürzlich habe Malzbender am Storchennest am Ronduit beobachten können, wie vier Storchenkinder ganz brav ihrer Mutter folgten. „So brave Blagen, werden die nicht mehr lange haben“, hat er sich da gedacht, denn schon bald ist es Zeit für die Jungstörche, zu gehen, bzw. zu fliegen. Etwa Mitte August, so schätzt Malzbender, wird sich der Storchennachwuchs auf den Weg nach Süden machen. Allein, denn die Jungvögel ziehen vor den Altvögeln ab. Dass sie den Weg finden, sei genetisch bedingt und anders als zum Beispiel bei Gänsen. Diese müssten die Routen von den Altvögeln erst gezeigt bekommen.
Ob die vielen jungen Störche, die Wesel nun bald verlassen, irgendwann wieder kommen, ist zwar nicht unwahrscheinlich, jedoch auch nicht sicher. „Es kann sein, dass sie in ihrem Winterquartier einen anderen Storch finden, mit dem sie sich verpartnern“, erklärt Malzbender, „und dann irgendwo in Schleswig-Holstein oder Dänemark wieder auftauchen.“ Das ist für den Genpool auch gut so. Bis sie selbst brüten wird es aber ohnehin noch etwas dauern, geschlechtsreif werden die jungen Störche erst in der zweiten oder dritten Saison.