Tief in die Vergangenheit

Beim Frühmittelaltermarkt am Sportplatz in Bislich konnten die Besucher viel über die Zeit vom 5. bis 9. Jahrhundert lernen. Und der Veranstaltungsort ist selbst historisch interessant

Carina Pastwa, Patrizia Remmen und Sandra Hess beim Nadelbinden, eine frühe Form der Textilherstellung. Karl Banski FFS

Dirk Kleinwegen

Wesel Rund 110 Darsteller kamen am Wochenende zum alten Sportplatz in Bislich zum Frühmittelalter-Markt, wo es etwa 40 Stände gab. Die Besucher trafen auf Wikinger, Sachsen, Slawen, Franken, Merowinger und Friesen, die ihnen gerne ihr Handwerk und das Leben zur damaligen Zeit vorstellten. Die passend gewandeten Darsteller hatten sich mit ihren Zelten auf dem großen Platz niedergelassen und dort am Wochenende campiert.

In den teilweise komplett eingerichteten Zelten übernachteten sie. An den Feuerstellen wurde gekocht, an großen Tischen gemeinsam gegessen.

Viele von ihnen zeigten dabei handwerkliche und bäuerliche Tätigkeiten aus dem 5. bis 9. Jahrhundert. Die Besucher konnten bei der Holzbearbeitung, dem Spinnen und Färben von Wolle, Textilarbeiten und dem Herstellen von Schuhen oder Schmuck zusehen. Mit Hilfe von Öfen, die der damaligen Zeit nachempfunden waren, wurden Schmiedearbeiten oder die Herstellung von Perlen erklärt.

Vor Ort wurden auch Holzbögen nach historischem Vorbild und dazu passende Pfeile geschnitzt und Pfeilspitzen geschmiedet. An einigen Ständen konnten Kräuter oder Honig, Met oder Bienenwachs gekauft werden. Bei der Mitmach-Ausstellung „Alltag 700“ wurde in das bäuerliche Leben im Frühmittelalter eingeführt. Kinder hatten die Möglichkeit sich entsprechend zu kleiden, aus Roggen Mehl zu mahlen, Feuer zu schlagen, Wolle zu spinnen oder mit dem Bogen zu schießen.

Lage am Sportplatz historisch wichtig

„Die meisten Darsteller kommen aus Nordrhein-Westfalen, teilweise aber auch aus Bayern und Thüringen“, erklärt Peter Bruns, Vorstand beim Veranstalter Zeitsprünge. Aus dem Frankenwochenende 2007 entwickelte sich über das Wikingerlager der Frühmittelalter-Markt. Zwischenzeitlich zog man um nach Diersfordt, wo sich die Veranstaltungsreihe mit 350 teilnehmenden Darstellern, 3500 Besuchern und einem umfangreichen Rahmenprogramm zum größten Frühmittelalter-Event in NRW entwickelte.

Nach einem Jahr Zwangspause durch Corona konnte die Veranstaltung nun in etwas kleinerer Form in Bislich wieder gestartet werden. „Die Lage hier am alten Sportplatz ist deshalb so interessant, da der Sportplatz an ein frühmittelalterliches Gräberfeld grenzt. Mit 800 Gräbern zählt es zu den größten ergrabenen Friedhöfen im Rheinland. Die fürstliche Ausstattung mehrerer Gräber lässt dabei einen merowingerzeitlichen Zentralort vermuten. Auch auf der anderen Seite des früheren Bislicher Sportplatzes wurden frühmittelalterliche Siedlungsspuren gefunden“, erklärte Bruns weiter.

Die zahlreichen Besucher, die sich gut auf dem großen Areal verteilten, waren von der Veranstaltung begeistert, die einzigen Beschwerden gab es über fehlende Parkmöglichkeiten.

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