Wie die Königin den Rhein überquerte

Sonderausstellung „Fährgeschichten vor 1800“ im Deichdorfmuseum Bislich startet Sonntag.

Museumsleiterin Barbara Rinn-Kupka bereitet die Sonderausstellung im Deichdorfmuseum vor. 

Erwin Pottgiesser FUNKE Foto Services Elmar Kappenberg

Wesel Es war eine beschwerliche Reise, zu der Anna von Kleve 1539 von Düsseldorf aus nach London aufbrach. Der englische König Heinrich VIII. hatte sie ausgewählt. Sie sollte seine vierte Ehefrau werden. Auf dem Weg zu ihm, überquerte sie bei Bislich den Rhein mit ihrem Tross aus mehr als 260 Personen und 280 Pferden, wie die Quellen berichten.

Annemarie Ricker und Peter Bruns, die gerade den letzten Schliff an die Sonderausstellung „Fährgeschichten vor 1800“ im Deichdorfmuseum Bislich legen, zeigen, wie die Überquerung mit den Mitteln der damaligen Zeit möglich war. Und sie erläutern an Wandtafeln, welche wichtige Rolle der Fährkopf Bislich in der Vergangenheit gespielt hat. Rheinfähren waren früher die Knotenpunkte bedeutender Fernwege. Sie dienten dem Transport von Personen, Waren und Nachrichten. So verlief über die Fähre zwischen Wesel-Bislich und Xanten-Beek für viele Jahre der Landweg mit dem Fernhandel zwischen Leipzig, Kassel, Münster und Antwerpen.

Die Ausstellung, die am Sonntag, 10. April, um 14.30 Uhr im Bürgertreff des Deichdorfmuseums eröffnet wird, stellt Geschichten und Wissenswertes zur Lage, zu Wegen und Fährtechniken aus vielen Jahrhunderten an diesem besonderen Haltepunkt bei Bislich vor. Die Spanne der Geschehnisse reicht dabei von der Zeit Karls des Großen bis hin zur Mitte des 18. Jahrhunderts.

Nur fünf Fernwegquerungen über den Rhein gab es am Ende des Spätmittelalters – neben Straßburg, Speyer, Mainz und Köln eben auch Bislich. Welche herausragende Rolle der Fährkopf Bislich spielte, zeigt auch eine Initiative der Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln, die im 16. Jahrhundert versuchten, den Handel über Land zu verhindern, um so den Fährbetrieb in Bislich zu unterbinden.

Berichte von Zeitzeugen aus verschiedenen Jahrhunderten zu unterschiedlichen Themen lassen die spannende Vergangenheit der Umgebung wieder lebendig werden. Erst mit dem Aufkommen der Eisenbahn Mitte des 19. Jahrhunderts verlor der Fährkopf Bislich seine Bedeutung als wichtige europäische Verkehrsverbindung. Annemarie Ricker und Peter Bruns bieten auch am Ostersonntag und zu Fronleichnam jeweils um 11 Uhr eine Führung an. Anmeldungen sind möglich unter 02859/1519.

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