„Wir stellen uns so vor, wie wir sind“
Der Weseler Ortsteil Bislich nimmt am Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ teil. Am 1. Oktober sind die Juroren vor Ort.
VON PHILIPP ORTMANN
Wesel Die Zukunft begreift man in Bislich als eine dauerhafte Herausforderung. Ob es der Schulbus ist, den Heimatverein und Schulpflegschaft initiierten, um die Grundschule zu retten, die Seniorenbetreuung im Gemeinschaftsraum des Museums, die neue Badestelle Bislich oder die Fähre, die mittwochs und am Wochenende bis zu 60 Radfahrer zwischen Xanten und Bislich transportiert. Es ist das Bemühen um die Gewissheit, dass die Zukunft irgendwann keine Rolle mehr spielt, wenn man die Gegenwart nicht als Chance begreift. Darum habe man sich auch nicht im eigentlichen Sinne auf den Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ vorbereiten müssen, sagt Gerd-Heinz Hakvoort. Alles, was man hätte tun können, habe man ohnehin bereits umgesetzt. „Wir stellen uns einfach so vor, wie wir sind, und damit muss es gut sein“, sagt Hakvoort.
Der Vorsitzende des Heimatvereins Bislich sitzt auf dem Mäuerchen vor dem Museum an der Dorfstraße und blickt auf das Schild, das die neue Ausstellung bewerben soll „Mit der Umbenennung von ,Unser Dorf soll schöner werden? auf ,Unser Dorf hat Zukunft? haben sich auch die Kriterien verändert“, sagt Hakvoort. Nun gehe es um die Frage, ob ein Dorf gut für alle Generationen aufgestellt sei.
Hakvoort setzt sich in Bewegung. Über die Dorfstraße Richtung Deich. Grundsätzlich, erklärt er, könne man nur begrenzt gegen die Demografie ankämpfen. Und wichtig sei, dass man dafür möglichst viele Mitstreiter habe. Rund 90 Bürger sind es, die sich regelmäßig im und fürs Dorf einsetzen. Dazu kümmern sich alle Bislicher um die Kirmes. „Ein gemütliches Fest“, sei es, sagt Hakvoort, „alles eigenständig und ohne fremde Fahrgeschäfte“.
Die Ideen im Kampf gegen die Überalterung entwickelt man in Bislich gemeinsam. Wie eben die Sache mit der Grundschule: Als sie wegen immer weiter fallenden Anmeldezahlen kurz vor dem Aus stand, „haben die Schulpflegschaft und der Heimatverein überlegt, wie man die Kinder aus den umliegenden Gebieten erreichen könnte“. Seitdem sammele ein Bürgerbus die Schüler ein und fahre sie auch wieder nach Hause - „ganz ohne öffentliche Zuschüsse“. Nun sei die Zukunft erstmal gesichert, sagt Hakvoort, dem vollkommen bewusst ist, dass gerade dieser Punkt eine besondere Herausforderung bleiben wird. Allein oder als Teilstandort, die Schule müsse auf jeden Fall im Ort bleiben, so der Vorsitzende: „Wenn die Schule fehlt, dann ist die Brücke zur Zukunft eingebrochen.“
Ob all diese Bemühungen nun zu einem Sieg reichen, wenn die Jury des Wettbewerbs am 1. Oktober mit dem Klemmbrett durchs Dorf flaniert, mag Gerd-Heinz Hakvoort nicht beurteilen. Verstecken müsse man sich ganz sicher nicht.
Gerd-Heinz Hakvoort, Vorsitzender des Bislicher Heimatvereins, findet, dass der Ort für die Zukunft gut gerüstet ist. Stolz ist er zum Beispiel auf den Bürgerbus, den der Heimatverein mit der Schulpflegschaft auf den Weg gebracht hat. Foto: roos