Zu Besuch bei der Teefachfrau in Bislich
Thea Clostermann, frisch gebackene Teesommelière, erzählt von der Vielfalt des Getränks, seiner Wirkung - und vom rätselhaften umami.
RP-Bericht vom 12.09.2014
Wein - daran denkt man üblicherweise, wenn man das Wort Sommelier hört. Doch die Bezeichnung ist nicht mehr nur dem Wein vorbehalten. Thea Clostermann trägt das schön klingende Wort in der Berufsbezeichnung - die Bislicherin ist frisch gebackene Teesommelière. Ein Besuch.
Wir sind im Teehaus und Atelier des Neuhollandshofs. Der Hof ist uralt, das Teehaus recht neu. Auf einem der Holztische liegt die Urkunde der Industrie- und Handelskammer Bayreuth - Clostermann hat die Zertifizierung nach der Teilnahme am Seminar des Naturamo Teehandels Bamberg bekommen. 14 Teefreunde aus Deutschland, Finnland, Korea und China ließen sich dort mit der Bislicherin in die Geheimnisse des Tees einweihen.
Clostermann hat es regelrecht gepackt. "Ich liebe Tee, obwohl ich eigentlich eine niederrheinische Kaffeeseele bin", sagt sie. Doch der Tag ist noch jung, also wird zunächst ein Guten-Morgen-Tee kredenzt. Er enthält unter anderem Brombeerblätter und Ringelblumenblüten - ein Kräutertee, der belebend wirken soll. Zartgelb präsentiert sich die Flüssigkeit in der Schale, deren Zutaten - wie alles hier - aus biologischem Anbau stammen.
Genau genommen handelt es sich bei diesem Guten-Morgen-Tee um ein teeähnliches Getränk, denn es gibt nur zwei Teepflanzen auf der Welt: Thea sinensis und Thea assamica, sagt die Expertin. Bei dem gerade verkosteten Getränk machen Kräuter die Mischung.
Noch ein paar Schlucke und der Guten-Morgen-Tee ist Geschichte. Ihm folgt ein grüner Tee mit Jasmin Pearls. Die Teeblätter wurden in einem speziellen Verfahren gerollt und entfalten sich erst im heißen Wasser. Ein bis drei Minuten müssen sie ziehen, dann darf genossen werden. Degustation nennt sich der Zubereitungsvorgang in einer Tasse mit Dampfabzugsloch und Seihmöglichkeit.
"Grüner Tee ist verträglicher für den Stoffwechsel als Kaffee", sagt Clostermann. Die anregende Wirkung tritt langsam ein und lässt auch langsam wieder nach. Schwarzer Tee, weiß sie, sollte höchstens fünf Minuten ziehen, und was die Menge des Tees angeht, gilt für sie eine goldene Regel: "Mit dem Herzen dosieren."
Mittlerweile sind wir beim Matcha angekommen, genauer gesagt bei Matcha latte. Das ist so etwas wie ein Latte macchiato - nur mit Tee. Es handelt sich um einen feinen japanischen Grüntee, dem Mokka unter den grünen Tees, Geschmacksrichtung umami. Umami ist neben süß, sauer, salzig und bitter Geschmacksrichtung Nummer fünf. Nach dem dritten Glas schmeckt's, sagt die Teefachfrau. Zunächst aber ist er gewöhnungsbedürftig. Einige Gäste kommen aber extra wegen dieses Angebots nach Bislich, das es nicht so oft gibt. Sie können sich ab sofort bei Sonne auch auf der Terrasse und im Teegarten tummeln - wie die Japaner.