Bislicher Platt begeistert 100 Besucher

Warum die Sketche und Gedichte mit Geschichten aus dem dörflichen Leben für die Einwohner des Strochendorfes mehr als ein bisschen Theater sind.

NRZ-Bericht vom 24.10.2022 von Elmar Kappenberg, Foto: Markus Joosten / FFS

„Van alles watt op Besleks Platt“ – so lautete das Motto des plattdeutschen Abends, den die Mundartgruppe Bislich am Freitagabend in der Gaststätte Pooth im Dorf veranstaltete. Und in der Tat: Nicht weniger als 16 Sketche und Gedichte mit Geschichten aus dem dörflichen Leben hatte die Gruppe für das fast dreistündige Programm einstudiert.

Hochdeutsche Texte ins Bislicher Platt übersetzt

Die einzelnen Stücke finde man im Internet; die hochdeutschen Texte übersetze man dann gemeinsam ins Platt, erklärt Norbert Nakath, einer der zwölf Personen umfassenden Gruppe, die 1998 gegründet wurde und alle 18 Monate einen Auftritt organisiert. „Das Platt in Rees oder auch Wesel unterscheidet sich sehr wohl von der speziellen Form, die wir hier in Bislich sprechen,“ erläutert Nakath und ergänzt: „Die älteren Bewohner des Dorfes sprechen wohl noch Platt, sie sind schließlich damit aufgewachsen.“ Er weiß noch aus eigener Erfahrung, wie schwer ihm die erste Zeit in der Schule mit der Umstellung auf Hochdeutsch gefallen sei.

Karola Batzke, auch Mitglied der Gruppe, erinnert sich: „Mein Großvater, Jahrgang 1911, und mein Vater, Jahrgang 1933, sprachen ausschließlich platt.“ Die weiblichen Vorfahren erkannten aber wohl die Nachteile und drängten auf das Hochdeutsche, „sonst kannste inne School ja nix wödde.“ Zu Hause klagte der kleine Sohn häufig: „Mama, ich kann den Opa nicht verstehen; er spricht immer englisch.“ Man wolle „Platt am Leben erhalten“, so Irmgard Kubasch und ergänzt. „We weeten, dat alle im Dörp platt proten.“

Platt gilt als heimelig und stiftet Gemeinsamkeit

War früher das Platt ein Ausweis provinzieller Herkunft, galten ihre Nutzer denn auch schnell als dumm und arm. Mit dem Hochdeutsch der Städter setzte sich eine überregionale Sprache durch. Aber Platt gilt weiterhin als „heimelig“ und stiftet eine Gemeinsamkeit. Der sehr unterhaltsame Abend im Dorf bestätigte diesen Eindruck. Mit einem Gedicht über die Monate des Jahres begann die Veranstaltung, dann ging es weiter mit einem Ausflug in die Literaturgeschichte mit vielen lustigen Ungereimtheiten: Unverständlich, warum Schiller die Jungfrau von Orléans nicht persönlich kannte.

Willi Kock wechselte bei seinem Sketch „Op et Hüsken“ spielend vom Platt ins Hochdeutsche. Perfekt vorgetragen wirkten die hochdeutschen Passagen hölzern, das Platt dagegen lustig und charmant. Ilse Kühnen erzählte in ihrem Gedicht „Wenn man ölder wörd“ von der 100-jährigen putzmunteren Oma, die am Ende die auf ihr Erbe spekulierende, viel jüngere Verwandtschaft in Wesel im Altenheim besuchen will. Passend dazu die Musik zu Überbrückung: „Wir versaufen unser Oma ihr klein Häuschen.“

Großer Applaus der Besucher

Ursula Bruns musste sich bei ihrem Auftritt einer Examensprüfung unterziehen, Norbert Nakath als Professor fällte am Ende ein klares Urteil: „dörgefallen.“ Nach diesen abwechslungsreichen Darbietungen, die die mehr als 100 Besucher mit starkem Applaus belohnten, werden sicherlich einige Bislicher am nächsten Tag noch „en Mülleken voll proten.“

 

Kategorie: