Ich bin Niederrhein (13) Von Michael Elsing
Sie kennen sicherlich die Unterhaltungen, die nicht allzu sehr in die Tiefe gehen, die sich nicht einmal einem Thema widmen und die meistens nach fünf Minuten wieder beendet sind. In der heutigen Zeit nennt man so etwas „Small-Talk”. Der Niederrheiner ist Weltmeister in dieser Disziplin. Aber selbstverständlich talkt er nicht small, sondern hat einen eigenen Begriff hierfür. Die Rede ist vom „käuern”. Auf der Straße, vor dem Supermarkt, nach dem Kirchgang oder sonst wo - belanglose Gespräche können wir zu jeder Tages- und Nachtzeit führen. Und es ist nicht von der Hand zu weisen, dass beide Gesprächspartner am Ende einer solchen Unterredung nicht viel schlauer sind als vorher.
Aber hören Sie selbst die fiktive, aber sehr wirklichkeitsnahe Geschichte zweier "käuernder" Niederrheiner: "Tach" - "Tach" - "Wie isset?" - "Muss. Und selbst?" - "Och, ich kann nicht besser klagen." - "Wat macht de Gesundheit?" - "Tja, man wird nicht jünger. Aber so lang man noch alles essen und gut schlafen kann, geht et immer noch." - "Da sachse watt."
" Hasse gehört, dat Lieschen Müller so schlecht liegt?" - "Ach watt?! Letzte Woche habe ich se doch noch auffen Friedhof gesehen. Obwohl, da sah se auch schon en bisschen pittrig aus." - "Ja, ja, manchmal geht dat schneller als wie man denkt." - "Wat hälsse denn von dem Wetter?" - "Hör auf!" - "Da sollse doch keinen Hund vor die Tür jagen, oder?" - "Genau." "Vor allem dat fiese Nasse immer. Da sollse nich krank werden." - "Ob we überhaupt noch ma Sommer kriegen?" - "Ich glaubet bald nich mehr." - "Wat hamm se denn für morgen gemeldet?" - "Den gleichen Dritt wie heute."
Es folgt eine kurze Pause, in der zufällig vorbei kommenden Bekannte gegrüßt werden können und ansonsten staatsmännisch geseufzt wird. Danach wird die Unterhaltung wieder aufgenommen: "Und wat gibt et sons Neues?" - "Hm, lass mich ma überlegen. Ach, bei REWE ist der Aufschnitt im Angebot." - "Sach bloß." - "Man is ja froh, dat man sich so wat überhaupt noch leisten kann." - "Genau. Ich sach immer: lass uns ma schön de Gröschkes zusammen halten. Wer weiß wofür et gut is." - "Spare in der Zeit..." - "... so hast du in der Not, ganz genau." - "Da kennt die Jugend von heute nix mehr von." - "Wem sachse datt. Früher war sowieso alles viel besser." - "Ja, wat meinst du denn. Und dat, obwohl wir nix hatten." - "Glücklich waren wir trotzdem." - "Hör ma, ich muss los, machet gut, ne." - "Machet besser. Bis die Tage."
Und schon entfernen sie sich voneinander und sind glücklich, dass sie miteinander geredet haben. Und was ist nun das Fazit einer solchen Unterhaltung zwischen zwei Niederrheinern: Gespräche können sooo wichtig sein!
RP vom 11.06.2009