Zug in Bislich wurde verkürzt

Um zwölf Uhr, als erste Sturmausläufer erwartet wurden, war alles vorbei. Rund 500 Narren säumten den Zugweg.

Sag’s durch die Blume, dachten sich diese Narren gestern bei ihrem Auftritt in Bislich. Foto Hermann

WESEL (kui) Zehn nach elf am Morgen war es, als Tobias Engels von den Karnevalsfreunden Bislich in seinem rosaroten Bislich-Bad-Bademantel zum Mikro griff und das Startsignal gab: Narren, los! „Die ganze Welt sagt die Rosenmontagszüge ab“, rief er. „Aber ein kleines Dorf wie Bislich lässt sich nicht unterkriegen: Wir feiern!“ Was ein echter Jeck ist, der trotzt Sturm und Regen.

Ganz so einfach war die Sache natürlich nicht. Das berichtete Engels vor dem Start. Nach Absprache mit der Feuerwehr habe man die Entscheidung am Morgen gefällt: Der Bislicher Zug darf ziehen – in verkürzter Form. „Die Sicherheit geht vor“, sagte Engels. „Aber die Leute haben sich so lang vorbereitet. Außerdem haben wir jede Menge Wurfmaterial.“ So entschied man sich für einen Kompromiss: Auf Zwischenstopps wurde verzichtet – um zwölf Uhr, als erste Sturmausläufer erwartet wurden, war alles vorbei. Ab Mittag wurde im Zelt gefeiert. „Das ist nutzbar bis Windstärke 11“, schmunzelte Engels. „Und die ist nicht zu erwarten.

Rund 500 große und kleine Narren säumten den Zugweg. „Ich freue mich, hier zu sein“, ließ sich Vize-Bürgermeisterin Birgit Nuyken als Abgesandte der Politik von der guten Stimmung anstecken. Und, mit einem Blick in die Runde: „Das Motto hier ist nun wirklich nicht zu übersehen!“

Recht hatte sie. Von sechs Mottowagen, die die Vereine gebaut hatten, widmeten sich vier der Schließung des Bislich-Bades. Dass sich ein siebtes Gefährt dazugesellt hatte, war der Wetterlage geschuldet. Da der Zug in Rees-Mehr ausfiel, hatte sich ein Wagen auf den Weg gemacht und spontan den Bislichern angeschlossen. Wobei das Deichbau-Motiv für Nicht-Eingeweihte schwer deutbar war. Düster die Prognose der Edelknaben, teils mit Ludger-Hovest-Masken vor Ort. Sie hatten ihren Wagen in eine Vorhölle verwandelt und sahen darauf die Schließung sämtlicher Bislicher Institutionen voraus. Überhaupt kam die Weseler Politik nicht gut weg. Da gab SPD-Chef Hovest als Reiter einem Pferd mit Bürgermeisterin-Westkamp-Gesicht die Sporen: „Bislich will zu Rees gehören, drum starten wir ein Volksbegehren“, lautete ein Kommentar. Dagegen widmeten sich die „Knallköppe“ dem Charme der Dorfkneipe. Sie hatten eine Strandbar namens „Cramers Bierkönig“ gebaut.

Alle Teilnehmer prämierten auch in diesem Jahr die besten Mottowagen. Platz 1 ergatterten die Knallköppe, Platz 2 die Edelknaben, Platz 3 geht an die „Gesichter Asiens“, die ein mobiles Schwimmbad gebaut hatten. Bei den Fußtruppen landeten die Deichperlen auf Platz 1, gefolgt von einer Gruppe Popeyes und einer als Wasser kostümierten Fußtruppe.

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